Buch-Recycling in der Edo-Zeit

 Bzw. womit man sich als Japanologe auch noch beschäftigen kann

Foto: Sonja Hülsebus

Kuriose Sonderfälle aus unseren Schenkungen
Seit Jahrzehnten schlummern etliche Regalmeter an Schenkungen in unserem Bibliothekskeller. Erst jetzt werden die Werke nach und nach durchgesehen, aussortiert oder aufgenommen. Warum das so lange gedauert hat, liegt einerseits an unserem jahrelangen Mangel an Bibliothekskräften. Andererseits liegt es auch daran, dass einige von diesen Werken, sogenannte hanpon 板本 (Bücher erstellt im Holzblockdruckverfahren), in kuzushiji 崩し字 (japanischer Schreibschrift) verfasst sind. Kuzushiji können heute nur noch sehr wenige Japanologen lesen. Herr Köhn ist Teil dieser seltenen Spezies, weshalb er bei Gelegenheit ein Werk nach dem anderen durchschaut und die wichtigsten Metadaten dieser Werke entziffert und übersetzt. Bei dieser Arbeit ist er auf einige Kuriositäten gestoßen, von denen ich eine kurz vorstelle.

Foto: Sonja Hülsebus

Wie hanpon hergestellt werden
Hanpon sind Holzblockdrucke. D.h. zur Herstellung wird der Text zunächst auf ein Blatt Papier geschrieben, was dann spiegelverkehrt auf eine Holzplatte geklebt wird. Alles, was nicht Schrift ist, wird dann herausgeschnitten, sodass eine Negativform entsteht. Diese Negativform wird später mit Tusche abgerieben und auf Papier gedruckt. Bei diesem Verfahren werden allerdings immer zwei Seiten auf einmal aus einem Holzblock geschnitten. Die aus dem Druck entstandene Papier-Doppelseite wird in der Mitte gefaltet und an den offenen Enden zusammengenäht. Quasi anders herum, als wir das von modernen Büchern kennen. Die Innenseiten dieser Doppelblätter bleiben dabei blank. Bücher, die auf diese Art und Weise zusammengenäht werden, nennt man tojihon 綴じ本. Tojiru 綴じる heißt ‚einbinden’ oder ‚zunähen’, und hon 本 heißt ‚Buch’. Übrigens nennt man den Fixierfaden zum Zusammennähen von Büchern auch tojiito 綴じ糸 (ito = Faden).

Buch-Recycling
Auf dem Foto ist ganz gut zu erkennen, dass dieses Werk doppelt bedruckt wurde. Herr Köhn hat bei seinen Recherchen herausgefunden, um welche beiden Bücher es sich hier handelt.

Foto: Sonja Hülsebus

Das ältere Werk auf den Innenseiten trägt den Titel Ehon kojidan 絵本古事談 (Illustrierte Geschichten alter Begebenheiten) aus dem Jahr 1714, des damals recht bekannten Autors Yamamoto Joshû 山本序周 (Lebensdaten unbekannt). Das damals sehr kostbare Papier wurde wiederverwendet, indem die Doppelseiten des Ehon kojidan auf den Rückseiten erneut bedruckt und anders herum gefaltet wieder zusammengenäht wurden. Das nun sichtbare Werk Musô byôe kochô monogatari 夢想兵衛胡蝶物語 (Die abenteuerlichen Geschichten des Musô Byôe) von Kyokutei Bakin 曲亭馬琴 (1767-1848) – einem  der berühmtesten Unterhaltungsschriftsteller der Edo-Zeit (1603-1868) – wurde 1810, also knapp hundert Jahre später, veröffentlicht. Man hat die ältere Lektüre also recycelt, um eine zeitgenössische, noch populärere Schrift zu drucken.

Hanpon in der Forschung
Dieser Fund wirft gewiss einige Fragen auf. Eine davon ist natürlich die, warum das Buch zweimal bedruckt wurde. Hat man hier die alten Bestände im Lager ausgemistet und das kostbare Papier einfach wiederverwendet? Handelt es sich hierbei vielleicht um einen Probedruck, der gar nicht auf den Markt hätte gelangen sollen? Denn üblich war diese Wiederverwertung nicht. Außerdem wurde das Ehon kojidan in Ôsaka veröffentlicht, während Kyokutei Bakins Werk in Edo (heutiges Tôkyô) erschien. Wie ist das zu erklären?

 

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Die Kölner Japanologie stellt sich vor: Teil VI

Foto: Milena Iciek

Name
Sonja R. Hülsebus

Was wollte ich eigentlich mal werden?
Einen richtigen Plan für meine berufliche Zukunft hatte ich nie. Mit einem Anästhesisten zum Vater und einer Krankenschwester zur Mutter wäre ein Medizinstudium quasi vorprogrammiert gewesen. Meine Stärken liegen aber eher in den Sprachen als in den Naturwissenschaften. Hinzu kommt mein Interesse für Kampfsport. Da ich längere Zeit hauptsächlich japanischen Kampfsport gemacht habe, entwickelte sich nach und nach ein immer größer werdendes Japan-Interesse. Zum Studium bin ich in meine neue Wahlheimat Köln gezogen, was ich nie bereut habe. Köln ist inzwischen genauso meine Heimat wie die Kleinstadt Jever, in der ich aufgewachsen bin. An die Uni und an meine Fächerkombination Japanisch / Englisch musste ich mich allerdings deutlich länger gewöhnen, als an das offene Gemüt der Kölner und das, obwohl ich anfangs noch unbedingt promovieren wollte. Nach dem Bachelor war dieser Plan ersteinmal vom Tisch. Der hart umkämpfte Arbeitsmarkt an deutschen Unis bzw. weltweit schreckte mich ab. Mangels eines Alternativplans blieb ich nach dem BA trotzdem an der Uni und nahm mit der gleichen Fächerkombination das Masterstudium auf. Inzwischen hatte ich erfahren, dass viele Doktoranden an der Uni zumindest mit einer halben Stelle in der Lehre arbeiten. Der Plan zu promovieren rückte damit noch weiter in die Ferne, denn Lehre konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Was mache ich jetzt?
Im Sommer 2015 bekam ich einen Job als Projektkoordinatorin in Aussicht gestellt. Fix schrieb ich deshalb meine Masterarbeit zu ende und fing im Oktober an, als wissenschaftliche Mitarbeiterin das Projekt „Forschungsklasse UNESCO Welterbe“ zu betreuen. Bislang kaum mit dem Thema UNESCO Welterbe in Berührung gekommen, fasziniert es mich nun so sehr, dass ich nun doch mein Promotionsvorhaben vorbereite. Seit Januar 2017 vertrete ich zudem Herrn Elis für neun Monate. Ich mache jetzt also genau das, was ich eigentlich nicht machen wollte.

Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Inzwischen weiß ich mit Sicherheit: es ist keine Übertreibung, wenn behauptet wird, für einen Job an der Uni gehört eine Mischung aus Glück und dem richtigen Timing genauso dazu wie die fachlichen Fähigkeiten. Ich war bereits als Bachelorstudentin Hilfskraft in der Japanologie. Glücklicherweise konnte ich bis zum Ende des Masterstudiums diesen Nebenjob behalten, d.h. ich habe einige Zeit für Herrn Köhn gearbeitet, bevor er mir den Job als Koordinatorin anbot. Dass ich kurz vor Beginn des Projekts meinen Masterabschluss geschafft habe, war wirklich perfektes Timing.

Was schätze ich an meinem Beruf?
Wann und wie ich meine Aufgaben erledige, bleibt größtenteils mir überlassen. Das gibt mir nicht nur Raum für ein selbstständiges Arbeiten, sondern auch für eine große Portion Kreativität. Außerdem lerne ich ständig Neues – nicht nur auf dem Gebiet der Heritage Studies. Ein großes Plus sind auch die KollegInnen der Japanologie, die stets mit Rat und Tat zur Seite stehen. Als Berufsanfänger schätze ich diese gute Betreuung sehr.

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Eine Ethnologin in der Japanologie

Interview mit Ulrike Wesch

Foto: Sonja Hülsebus

Du arbeitest als Ethnologin in der Japanologie. Wie ist das so für dich?
Eigentlich unterscheidet sich meine Arbeit nicht so sehr von dem, was ich in der Ethnologie gemacht habe. Meine Aufgaben in beiden Instituten sind das Unterrichten und die Studierendenbetreuung. Die Japanologie ist aber definitiv kleiner als die Ethnologie. Deshalb lernt man schneller die einzelnen Leute kennen – sowohl auf dozierenden als auch auf studierenden Seite. Besonders gefällt mir, dass hier in der Japanologie alle Büros und auch die Seminarräume beieinander liegen. So hat man immer wieder Zeit, zwischendurch zu den KollegInnen hinzugehen und noch einmal etwas nachzufragen oder sich noch einmal kurz auszutauschen beziehungsweise Rücksprache zu halten. Ich finde, dass meine KollegInnen in der Japanologie sehr offen und warmherzig sind, was sich auch in den vielen sozialen großen und kleinen Events äußert, an denen ich in den fast zwei Jahren, die ich nun hier arbeite, teilnehmen konnte. Außerdem begegnet man, da auch die Seminarräume direkt im Institut sind, den Studierenden auf den Fluren und findet immer wieder kurz Zeit für Gespräche. Ich lerne dabei sogar ein bisschen was über Japan.

Was denn zum Beispiel?
Dass die Leute gerne lachen [lacht herzlich]. Im Rahmen unseres Projekts habe ich einiges einfach dadurch gelernt, dass wir im letzten Jahrgang sechs Japanologiestudierende dabeihatten. Von denen haben zwei an Tempeln und eine an einem Schrein geforscht. Vorher war mir zum Beispiel nicht so bewusst, was der Unterschied zwischen Schreinen und Tempeln ist.

Das Projekt, das du gerade angesprochen hast, ist ein interdisziplinäres Projekt, an dem Studierende aus fünf verschiedenen Fachbereichen teilnehmen und du unterrichtest allen das Gleiche, nämlich Feldforschungsmethoden. Die Studierenden haben aber alle ganz unterschiedliche Vorkenntnisse. Wie ist das? Ist das ein gutes Lehren?
Ich mache schon seit 14 Jahren Lehre an der Uni Köln aber das ist meine erste Klasse, die komplett interdisziplinär ist. Das hatte ich vorher so noch nicht. Das Lehren macht insofern Spaß, als dass man relativ zügig eine Gruppendynamik hat, in der sich die Studierenden gegenseitig helfen können. Natürlich muss ich Grundlegendes erklären. Aber es gibt viele Studierende, die bereits Erfahrung mit ethnographischen Methoden haben und einige Fragen anderer beantworten können, die noch nie empirisch gearbeitet haben. Viele haben auch gute Beispiele parat und sind sowieso näher am Leben der Studierenden dran, als ich es bin.

Merkt man da den Unterschied, ob die Studierenden aus der Ethnologie kommen oder nicht? Oder gibt es etwas, das Japanologiestudierende auszeichnet?
Ich würde allgemein sagen, dass die Japanologiestudierenden, die wir dabeihatten, sehr gewissenhaft und genau arbeiten. Aber sonst gibt es keinen großen Unterschied zwischen den einzelnen Fächern. Ich glaube aber, dass die Japanologiestudierenden, die ja alle nach Japan gegangen sind, einen Vorteil dadurch hatten, dass sie die Sprache gesprochen haben, das war bei vielen anderen nicht so. Viele konnten zwar Englisch oder Französisch aber die Lokalsprache nicht. Das ermöglicht einfach noch einmal einen anderen Zugang. Ich denke, dass diejenigen, die in Japan waren und mit japanischen Fragebögen und Interviewleitfäden  gearbeitet haben, das Potential erkannt haben, das in der Datengewinnung steckt, wenn man die lokale bzw. in diesem Fall die Landessprache einigermaßen beherrscht. Zum Beispiel kann man viel mehr fragen, man bekommt andere Antworten und die Leute gehen auch anders mit einem um.

Du sprichst selbst ja kein Japanisch. Aber hast du inzwischen so viel Interesse, dass du gerne mal rüber fliegen würdest?
Ja, auf jeden Fall. Das würde ich super gerne.

Und was würdest du dir angucken oder machen?
Oh je, ganz viel. Ich würde schon sehr gerne zu all den Stätten, an denen unsere Studierenden jetzt waren. Also, zum Beispiel nach Nara, nach Nagasaki, nach Kyôto, nach Okinawa, nach Ôsaka. Ich bin mir sehr sicher, dass ich das auf jeden Fall machen werde, auch wenn ich die Sprache nicht spreche.

— Das Interview wurde mit S. Hülsebus geführt.

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Forschungsklasse Welterbe

UNESCO Welterbe – globale, nationale und lokale Perspektiven in Theorie und Praxis. Erschließung eines Berufsfeldes für KulturwissenschaftlerInnen.

Was ist das für ein Projekt?
Bei der Forschungsklasse handelt es sich um ein interdisziplinäres Projekt der Uni Köln, an dem die Fächer Ägyptologie, Afrikanistik, Ethnologie, Islamwissenschaften, Interkulturelle Kommunikation und Bildung und Japanologie beteiligt sind.

Worum geht’s?
Die TeilnehmerInnen belegen die Kurse der Forschungsklasse über zwei aufeinander folgende Semester. Im ersten Semester erhalten sie Einblicke in die Bereiche Heritage Studies und Kulturmanagement. Hier wird sich außerdem auf die Vermittlng von Grundlagen ethnographischer Methoden konzentriert, um das nötige Handwerkszeug für die eigene kleine Forschung parat zu haben. Diese soll möglichst im Zusammenhang zu einer UNESCO Welterbestätte stehen. Dabei können sich die TeilnehmerInnen weltweit aussuchen, wo sie ihre Forschung durchführen möchten — ein direkter Berzug zum jeweiligen Fach muss aber gegeben sein. D.h. Japanologen gehen nach Japan, Ägyptologen nach Ägypten usw. Zum Ende des ersten Semesters sollte dann der Plan fürs Forschungsvorhaben stehen. Denn zwischen den beiden Semestern geht’s für zwei bis vier Wochen ins Feld. Nach der Rückkehr stehen Themen wie Auswertungsmethoden und das Verfassen des Forschungsberichts im Vordergrund.

Gibt es für die Auslandsreisen finanzielle Unterstützung?
Ja, jedeR TeilnehmerIn erhält eine Reisekostenpauschale. Wie hoch diese ausfällt hängt vom jeweiligen Zielland ab. Diese Förderung fällt allerdings mit Projektende zum WiSe 2017/18 weg.

Was sind Besonderheiten des Projekts?
Das interdisziplinäre Zusammenarbeiten von Studierenden über einen Zeitraum von zwei Semestern ist ein Ansatz, der das Projekt innovativ macht. Außerdem geht das Sammeln und Aufbereiten der Daten über die üblichen Medien hinaus. Die TeilnehmerInnen haben nämlich auch die Möglichkeit neben dem Forschungsbericht, ihre Daten als Fotogalerie, Podcast, Film o.ä. zu präsentieren. Zur Umsetzung solcher Vorhaben, gibt es einerseits die Ansprechpartnerin Sonja Antanasijevic, die mit Rat und Tat bei der Bearbeitung audiovisueller Medien zur Verfügung steht. Andererseits haben die Studierenden auch die Möglichkeit, iPads auszuleihen und selbstständig mit diesen zu arbeiten.

Wie kann man mitmachen?
Das Projekt, so wie es oben beschrieben ist, läuft bereits dieses Jahr nach dem SoSe 2017 aus. Allerdings wird eine Verstetigung stattfinden, bei der die intensive Betreuung in den Bereichen Methoden und Aufbereitung von AV Medien, sowie die Reisekostenpauschale entfallen. Dennoch haben Studierende der oben genannten Fächer hier weiterhin die Möglichkeit, in einer interdisziplinären Klasse zusammen zu lernen und sich mit dem Bereich der Heritage Studies auseinander zu setzen. Die Betreuung bei der Vor- und Nachbereitung des eigenen Forschungsvorhabens – das übrigens auch als Bachelor- oder Masterarbeitsthema verwendet werden kann – erfolgt dann über die jeweiligen Fachvertreter. Aus diesem Grund werden künftig nur noch bis zu 12 Studierende zur Forschungsklasse zugelassen. Diese Gruppengröße ist allerdings ideal für ein konzentriertes und erfolgreiches Lernen. Falls Sie sich für die Forschungsklasse interessieren, sollten Sie sich bereits jetzt bei den Mitarbeiterinnen Frau Wesch oder Frau Hülsebus informieren.

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Die Japanologie stellt sich vor: Teil V

Foto: Sonja Hülsebus

Name
Martin Thomas

Was wollte ich eigentlich mal werden?
Wie ein jüngster Umzugsfund belegt, hat mich der Berufswunsch des Architekten seit Grundschultagen begleitet. Damals konnte ich zwar nicht einmal das Wort richtig schreiben, doch weil ich wusste, dass ein Architekt viel rechnen muss und Mathe mein Lieblingsfach war, erachtete ich das Konstruieren von Häusern als eine spannende Alternative zu den üblichen Polizisten und Feuerwehrmännern, die sich sonst so in meiner Klasse tummelten. Auf dem Gymnasium verlagerten

Der Umzugsfund (Foto)

sich meine Interessen dann jedoch ziemlich deutlich. Neben dem Traum, Schriftsteller zu werden, spielte ich lange Zeit mit dem Gedanken, nach dem Abitur eine journalistische Ausbildung zu beginnen.

Was mache ich jetzt?
Gegenwärtig bin ich im Rahmen des DFG Projektes Literarische Figuren in frühen Texten des japanischen Autors Nagai Kafū (1879-1959) als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Japanologie der Universität zu Köln angestellt. Im Großen und Ganzen bedeutet das, dass ich momentan sehr viel lese, um mich in ein neues Themengebiet einzuarbeiten. Aus diesem Grund findet man mich häufig entweder im Büro oder in der Bibliothek, wo ich intensiv über Büchern brüte. Darüber hinaus versuche ich seit Neuestem meine durch das viele Sitzen bedingte „Wissenschaftlerstatur“ mit regelmäßigen Laufeinheiten etwas in Form zu bringen.

Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Während der letzten Jahre auf dem Gymnasium wurde mein Wunsch, zu studieren, immer stärker. Meinen Neigungen entsprechend, wusste ich auch relativ schnell, in welche Richtung es gehen soll, schließlich hatte ich mit den beiden Leistungskursen Deutsch und Geschichte einen gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt gewählt. Warum die Entscheidung am Ende aber ausgerechnet auf das Fach Japanologie fiel, kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Faszination an der Fremde sowie meiner durch Animes geprägten Kindheit, die mich in die Obhut von Frau Prof. Dr. Richter und Herrn Prof. Dr. Kobayashi nach Leipzig führte. Dort lernte ich, was es heißt, kritisch zu denken und mich intensiv mit politischen Themen auseinanderzusetzen. Schnell konnte ich mich auf diese Weise auch für Aspekte abseits der japanischen Populärkultur begeistern, weswegen ich mich nach dem Bachelor dazu entschloss, an derselben Uni meinen Master zu machen und somit eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Über eingeschobene Studienaufenthalte in Nagoya und Kyōto sowie erste wissenschaftliche Gehversuche auf Veranstaltungen wie dem Japanologentag bin ich schließlich im März dieses Jahres im schönen Köln gelandet.

Was schätze ich an meinem Beruf?
Alles. So unglaublich es klingt, fällt mir spontan nichts ein, worüber ich mich beschweren könnte. Im akademischen Bereich tätig sein zu dürfen, ist in vielerlei Hinsicht ein Privileg, für das man in unserer heutigen Zeit dankbar sein sollte.  Wer sonst darf schon behaupten, dass er sich hauptberuflich mit der Analyse von gesellschaftlichen Phänomenen beschäftigt? Hinzu kommt der rege Austausch von Ideen und Gedanken mit anderen Wissenschaftlern, der den Job umso attraktiver gestaltet. Wenn es mir neben der reinen Forschung irgendwann gelingen sollte, jungen Menschen kritisches Denken beizubringen, so wie es mir einst in Leipzig vermittelt wurde, würde ich meine gesellschaftliche Rolle als erfüllt betrachten. Bis dahin ist es aber noch ein langer, langer Weg.

 

 

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