Japanologie studieren – und dann?

Die Frage „und was machst du dann damit?“ kennt wohl jeder angehende Japanologe. Wer nicht gerade auf Lehramt studiert, kann allerdings oft selbst keine konkrete Antwort auf diese Frage geben. Vielleicht schwirrt einem noch die Vorstellung „irgendetwas im kulturellen Bereich“ durch den Kopf. Bei vielen hört die Zukunftsplanung damit aber auch schon auf.

Foto: Sonja Hülsebus

Dabei ist dieses Problem der unspezifischen Jobbeschreibung eines Japanologen alles andere als neu. Deswegen wird an der Japanologie der Uni Köln einmal im Jahr das Karriereforum organisiert, zu dem ExpertInnen eingeladen werden. Die Referentinnen in diesem Jahr, Frau Kastrop-Fukui vom Deutsch-Japanischen-Wirtschaftskreis (DJW) in Düsseldorf und Frau Warmer vom career management aus Frankfurt, brachten die wichtigsten Informationen rund um den Einstieg ins Arbeitsleben als Japanologe in ihren 20-minütigen Vorträgen auf den Punkt. Durch ihre langjährigen Erfahrungen in Unternehmen mit Japanbezug konnten sie wertvolle Tipps geben und mit guten Beispielen auf die Fragen der Studierenden antworten. Das vorherrschende Credo der Vorträge und Diskussionsbeiträge kann dabei recht kurz zusammengefasst werden: Eigeninitiative zeigen und Semesterferien oder Auslandsaufenthalte möglichst nutzen, um wertvolle Erfahrungen durch Praktika zu sammeln!

Durch Praktika gesammelte Berufserfahrungen beispielsweise werten den eigenen Lebenslauf deutlich auf. Nur Lebensläufe mit eindeutigen Alleinstellungsmerkmalen fallen künftigen Arbeitgebern ins Auge, lautet der Konsens zwischen den Referentinnen und Herrn Köhn, der kurz von seinem eigenen Werdegang berichtet. Je früher man sich als Studierender um Praktika bemüht und sich für eine berufliche Richtung entscheidet, desto höher sind die Erfolgschancen auf einen Job nach dem Abschluss.

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Für viele ist dies vermutlich nichts Neues. Die Tatsache, als Geisteswissenschaftler häufig nur als Quereinsteiger im Berufsleben anfangen zu können, scheint allerdings wenigen wirklich klar zu sein. In der Wirtschaft gibt es für diesen Weg sogenannte Juniorstellen, beispielsweise im Office Management, im Kundenservice oder in Vertrieb und Logistik. Jobs in Vermittlerpositionen zwischen deutschen Filialen und japanischen Hauptniederlassungen (HQ) oder auch umgekehrt kommen ebenfalls in Frage. Wer sich für solche Positionen interessiert, muss allerdings sehr gute Japanischkenntnisse mitbringen. Auch bei der Suche nach Praktika in Japan werden Kenntnisse mindestens auf dem Niveau N2 des JLPT empfohlen. Darunter nehmen die Chancen auf Praktikumsstellen stark ab.

Bei einer Berufslaufbahn in Wirtschaftsunternehmen sind BWL-Kenntnisse zwar gerne gesehen, aber noch lange kein Muss, so Warmer. Wer sich für diesen Weg aber überhaupt nicht interessiert, weil die Kultur zu kurz kommt, hat eventuell Chancen in Museen oder Bibliotheken. Aber hier sind die Stellen rar und entsprechend noch härter umkämpft, weshalb frühzeitige Praktika unerlässlich sind. Bei der Suche nach Jobs und Praktikumsplätzen stehen der DJW mit seiner Jobbörse und career management mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem wird empfohlen, sich über Newsletter (z.B. J-Studien) bezüglich aktueller Stellenausschreibungen auf dem Laufenden zu halten und auch den Service von KOPRA zu nutzen, die sich auf die Vermittlung von PraktikantInnen in Ostasien spezialisiert haben. Eigeninitiative aber ist in jedem Fall gefragt.

 

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Die Kölner Japanologie stellt sich vor: Teil IV

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Name
Chantal Weber

Was wollte ich eigentlich mal werden?
Als Kind wollte ich Motorradpolizistin werden. Mein Patenonkel hat mich mehrmals auf seinem Motorrad mitgenommen, so dass es wohl tatsächlich die Geschwindigkeit war, die es mir angetan hatte, und nicht die Aussicht, Gesetzeshüterin zu werden. Einen Motorradführerschein habe ich bis heute allerdings nicht …
Später dann wollte ich Steinrestauratorin werden – auf gar keinen Fall wollte ich studieren. Mit meinem Vater war ich als Kind schon viel handwerklich unterwegs und in der ehemals familieneigenen Gießerei wurde das ein oder andere Phantasiegebilde in Aluminium gegossen. Nach einigen Praktika u.a. im Archäologischen Landesamt Dresden bemühte ich mich um eine Lehrstelle bei einem Steinmetz. Daraus wurde jedoch nichts und so entschloss ich mich, „erst mal“ zu studieren.

Was mache ich jetzt?
Das „erst mal“ ist ein Dauerzustand geworden, den ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Japanologie Köln ausleben darf. Ich interessiere mich vor allem für die Kulturgeschichte der Vormoderne und frühen Moderne wie z.B. die Geschichte und Entwicklung des Tee-Wegs oder des Duft-Wegs. Auch die Biographien einzelner Personen, die weniger bekannt sind aber Erstaunliches geleistet haben, begeistern mich. Ich kann vielen Themen etwas abgewinnen, da ich so häufig neue Zusammenhänge erkenne, an die ich vorher nicht gedacht hätte. Das ist für mich die eigentliche Faszination meines Berufs als Japanologin.

Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Da ich keine Lehrstelle fand, fing ich ein Studium an – bis ich mir überlegt hatte, welchen Beruf ich tatsächlich ergreifen wollte. In der Schule hatte ich bereits Japanisch in einer Arbeitsgemeinschaft gelernt. Das erste Fach stand also fest. Zunächst schrieb ich mich in Köln für die Fächer Japanologie, Sinologie und Kunstgeschichte ein. Die Sinologie habe ich aber bald gegen das Fach Klassische Archäologie getauscht. Nach dem Magisterabschluss trat ich eine Stelle im Rechenzentrum der Universität Freiburg an. In einem Projekt mit der Kyûshû Universität sollte ich Anleitungen der japanischen Kollegen übersetzen. Da aber in dem Projekt nicht viel zu tun war, schraubte ich an Computern rum und lernte allerhand Technisches.
Die Beschäftigung mit Japan und allem, was mich während meines Studiums fasziniert hatte, kam dabei einfach zu kurz, weshalb ich die Promotion in Köln berufsbegleitend begann. Ein Japan-Stipendium gab mir dann die Gelegenheit, mich wieder nur auf die Japanologie zu konzentrieren. Nach meiner Rückkehr stellte mich das Rechenzentrum in Freiburg wieder ein, dieses Mal im Bereich Neue Medien. Diese Stelle hatte ich jedoch nicht lange, denn bereits drei Monate später wechselte ich als Asienbeauftragte ins International Office. Diese Zeit war sehr intensiv und eine Herausforderung; mit dem Promotionsthema konnte ich mich leider kaum beschäftigen. So nahm ich das Angebot aus Köln, als wissenschaftliche Mitarbeiterin in „meiner“ Japanologie zu beginnen, freudig an.

Was schätze ich an meinem Beruf?
An meinem Beruf schätze ich vor allem die Freiheit, mich immer wieder mit neuen Themen auseinandersetzen zu können. Natürlich muss ein wissenschaftlicher Mitarbeiter auch viele Aufgaben übernehmen, die nicht unbedingt „wissenschaftlich“ sind. Aber meistens überwiegt das Gefühl, Neues zu lernen und dieses Wissen im Unterricht an die Studierenden weitergeben zu können.

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Die Kölner Japanologie stellt sich vor: Teil III

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Name
Tomohisa Tachiki

Was wollte ich eigentlich mal werden?
Als Kind wollte ich eigentlich Postbeamter werden. Als Postbeamter, so dachte ich mir zumindest damals, bekommt man garantiert die schönsten Sondermarken spielend leicht und garantiert auch viel billiger. Für einen jungen Briefmarkensammler wie mich war das einfach eine sehr verlockende Vorstellung. Zudem fand ich es immer sehr faszinierend, im Postamt den Beamten beim Abstempeln aller möglichen Dinge zu beobachten. Das Abstempeln von Dingen fand ich einfach klasse. Ich habe damals sogar selber Stempel aus Radiergummi angefertigt und dann alles abgestempelt, was ich in die Finger bekommen konnte.

Was mache ich jetzt?
Jetzt arbeite ich als Sprachlehrer – und stemple ab und an die Sachen, die die Studierenden bei mir abgegeben haben. Ich unterrichte mit meinen Kolleginnen Japanisch 1 bis 4 und den Oberstufenkurs.

Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Angefangen habe ich als studentische Hilfskraft in Japan. Damals habe ich dort Linguistik studiert und einen japanischen Grammatikkurs für die Austauschstudierenden geleitet. Die Arbeit im Bereich „Japanisch als Fremdsprache“ hat mich sehr fasziniert und mir wirklich sehr viel Spaß gemacht. In Deutschland dann, wo ich Phonetik studiert habe, habe ich gleichzeitig eine Ausbildung zum Japanischlehrer absolviert. Während der Studienzeit und auch nach dem Abschluss des Studiums habe ich in diversen Sprachschulen als Sprachlehrer gearbeitet, aber eher nebenberuflich. Seit September 2013 bin ich in der Kölner Japanologie als Lektor tätig.

Was schätze ich an meinem Beruf?
Mir bereitet es Freude, zu sehen und zu hören, wie sich unsere Studierenden, die in der Regel ohne Vorkenntnisse an die Universität kommen, im Japanischen immer weiter verbessern. Mich mit ihnen nach einiger Zeit dann ganz auf Japanisch unterhalten zu können, zeigt mir dann, dass sich die Arbeit für mich mehr als gelohnt hat.

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Die Kölner Japanologie stellt sich vor: Teil II

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Name
Monika Unkel

Was wollte ich eigentlich mal werden?
Eigentlich wollte ich mal Übersetzerin werden, aber schnell wurde mir klar, dass Übersetzen eine Tätigkeit ist, bei der man nur mittelbar mit Menschen zu tun hat. Und nachdem ich nach meinem Diplom in den Fächern Japanisch, Türkisch, VWL und Übersetzungswissenschaft bei der Universität Bonn Gelegenheit hatte, in einem Projekt zur Entwicklung von Japanisch-Lehrmaterialien für Schülerinnen und Schüler mitzuarbeiten, stand für mich fest, dass ich auch weiterhin im Bereich Japanisch als Fremdsprache tätig sein wollte.

Was mache ich jetzt?
Jetzt bin ich an der Universität Köln für die LehrerInnenbildung im Fach Japanisch verantwortlich. In meinem Unterricht behandele ich vor allem fachdidaktische Themen, also z. B. wie man Hörverstehen oder Sprechen im Japanischunterricht an Schulen so mit den Schülerinnen und Schülern bearbeiten kann, damit es Spaß macht und man auch möglichst weit damit kommt. Fachdidaktische Themen stehen auch bei meinen Forschungen im Mittelpunkt. In jüngster Zeit beschäftige ich mich auch mit dem Themenbereich Inklusion, denn ich bin der Ansicht, dass gesellschaftliche Teilhabe für alle möglich sein sollte, und Bildung ist dafür eine wesentliche Voraussetzung.

Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Nach meinem Studium in Bonn habe ich erst einmal in einem Projekt zur Entwicklung von Lehrmaterialien für Japanisch an Schulen gearbeitet. Dort wurde mir allerdings schnell klar, dass ich die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Fremdsprachendidaktik Japanisch noch vertiefen musste. So habe ich im Anschluss zwei Jahre an der Waseda-Universität in Tôkyô studiert und an meiner Promotion zur Wortschatzarbeit Japanisch gearbeitet. Promotiviert wurde ich 1998 an der Universität Duisburg. Danach war ich viele Jahre an verschiedenen Universitäten im Bereich Japanisch als Fremdsprache tätig, bis ich 2004 die Leitung des LSI-Japonicum in Bochum übernommen habe. Seit 2012 bin ich an der Universität zu Köln für das Unterrichtsfach Japanisch zuständig.

Was schätze ich an meinem Beruf?
Mein Beruf bietet mir eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten: So kann ich mich wissenschaftlich intensiv mit Themen beschäftigen, die mich interessieren, und die Ergebnisse dann auch in den Unterricht einbeziehen. Ich begegne in und außerhalb meiner Seminare jeden Tag vielen verschiedenen Menschen, was die Aufgaben vielfältig macht und das „Tagesgeschäft“ nie langweilig werden lässt. In der Japanologie in Köln haben wir ein gutes Team, das eng zusammenarbeitet, um die Bedingungen für die Studierenden so günstig wie möglich zu gestalten. Täglich sind viele meiner Fähigkeiten gefragt, aber es ist gerade diese Herausforderung, die ich schätze.

 

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Die Kölner Japanologie stellt sich vor: Teil I

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Name
Stephan Köhn

Was wollte ich eigentlich mal werden?
Nun, eigentlich wollte ich einmal Tierarzt werden, so zumindest mein ältester Berufswunsch aus Kindertagen. Mit Hingabe nahm ich im Grunde genommen jedes Stofftier bei uns zuhause als Patient in Behandlung. Da wurde mit Mullbinden fachgerecht verarztet, mit dem Stethoskop das Herz abgehört und alle möglichen anderen Maßnahmen durchgeführt, die die Erste-Hilfe-Sammlung bei uns zuhause einem angehenden jungen Tierarzt eben möglich machte. Und zu tun gab es genug. Die Stofftiere führten ein sehr bewegt-bandagiertes Leben bei uns. Ein paar Jahre Später wurden dann die Mullbinden gegen Tierlexika eingetauscht – der Praxis folgte dann quasi die Theorie. Erst der Biologie-Unterricht in der Schule hat mir dann gezeigt, dass eine berufliche Neuorientierung vielleicht doch nicht schaden könnte …

Was mache ich jetzt?
Heute arbeite ich nicht als Tierarzt, sondern als Professor für Japanologie an der Universität zu Köln. Meine Arbeitsgebiete sind Populär-und Medienkultur, edo-zeitliche Druck-und Verlagsgeschichte, vormoderne und moderne Literatur sowie Nationalitäts- und Identitätsdiskurse in Japan. Die akademische Karriere war dabei alles andere als absehbar für mich gewesen. Weder konnte ich mir nach dem Abitur vorstellen, einmal als „Dozent“ für irgendetwas zu arbeiten. Noch verspürte ich gegen Ende meines Magisterstudiums größere Lust, eine Promotion im Fach Japanologie in Angriff zu nehmen – von einer beruflichen Laufbahn an der Universität einmal ganz zu schweigen. Vielmehr waren es nicht kalkulierbare Bauchentscheidungen und unvorhersehbare glückliche Fügungen, die mich zu dem Beruf führten, den ich wahrscheinlich immer schon machen wollte – nur wusste ich dies eben lange Zeit nicht.

Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Nach dem Zivildienst nahm ich in Frankfurt das Studium der BWL auf und wollte eigentlich zunächst ein Doppelstudium mit dem Fach Sinologie machen. Doch eilte dem Fach bzw. Lehrstuhl sein Ruf voraus, sodass ich letztlich eher zufällig bei der Japanologie landete. Nach Abschluss des Magisterstudiums der Japanologie war es dann das eher überraschende Angebot, an der Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu arbeiten, was mich dazu bewog, nicht länger mein BWL-Diplom nachmachen zu wollen, sondern stattdessen in der Japanologie zu promovieren. Erst jetzt konkretisierte sich allmählich die Idee einer wissenschaftlichen Karriere, da mir Forschung und Lehre gleichermaßen Spaß und Freude bereiteten. Im Anschluss arbeitete ich dann in Würzburg, wo ich mich auch habilierte. Danach ging es als weitere Stationen nach Erlangen, Tübingen, Düsseldorf und Leipzig. Zwischendurch verbrachte ich immer wieder längere Auslandsaufenthalte in Kyôto. Für Kyôto hatte ich mein erstes Stipendium noch zu Studienzeiten bekommen und habe da dann quasi wissenschaftlich Wurzeln geschlagen. Für mich einfach der ideale Ort zum Arbeiten und Leben in Japan. Schließlich bin ich in Köln angekommen, wo ich seitdem die Abteilung für Japanologie leite.

Was schätze ich an meinem Beruf?
Ich schätze an meinem Beruf die große Freiheit, selbstbestimmt meinen Wissenshorizont ständig erweitern und mit anderen Menschen teilen bzw. austauschen zu können. Die vielen verschiedenen Impulse, Anregungen und Ideen, die ich durch und während meiner Arbeit erhalte, empfinde ich als äußerst bereichernd, sowohl in beruflicher als auch in persönlicher Hinsicht. Eine Berufswahl, die ich jederzeit – trotz der hohen Risiken – wieder treffen würde.

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