Die Kölner Japanologie stellt sich vor: Teil I

Foto: Sonja Hülsebus

Name
Stephan Köhn

Was wollte ich eigentlich mal werden?
Nun, eigentlich wollte ich einmal Tierarzt werden, so zumindest mein ältester Berufswunsch aus Kindertagen. Mit Hingabe nahm ich im Grunde genommen jedes Stofftier bei uns zuhause als Patient in Behandlung. Da wurde mit Mullbinden fachgerecht verarztet, mit dem Stethoskop das Herz abgehört und alle möglichen anderen Maßnahmen durchgeführt, die die Erste-Hilfe-Sammlung bei uns zuhause einem angehenden jungen Tierarzt eben möglich machte. Und zu tun gab es genug. Die Stofftiere führten ein sehr bewegt-bandagiertes Leben bei uns. Ein paar Jahre Später wurden dann die Mullbinden gegen Tierlexika eingetauscht – der Praxis folgte dann quasi die Theorie. Erst der Biologie-Unterricht in der Schule hat mir dann gezeigt, dass eine berufliche Neuorientierung vielleicht doch nicht schaden könnte …

Was mache ich jetzt?
Heute arbeite ich nicht als Tierarzt, sondern als Professor für Japanologie an der Universität zu Köln. Meine Arbeitsgebiete sind Populär-und Medienkultur, edo-zeitliche Druck-und Verlagsgeschichte, vormoderne und moderne Literatur sowie Nationalitäts- und Identitätsdiskurse in Japan. Die akademische Karriere war dabei alles andere als absehbar für mich gewesen. Weder konnte ich mir nach dem Abitur vorstellen, einmal als „Dozent“ für irgendetwas zu arbeiten. Noch verspürte ich gegen Ende meines Magisterstudiums größere Lust, eine Promotion im Fach Japanologie in Angriff zu nehmen – von einer beruflichen Laufbahn an der Universität einmal ganz zu schweigen. Vielmehr waren es nicht kalkulierbare Bauchentscheidungen und unvorhersehbare glückliche Fügungen, die mich zu dem Beruf führten, den ich wahrscheinlich immer schon machen wollte – nur wusste ich dies eben lange Zeit nicht.

Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Nach dem Zivildienst nahm ich in Frankfurt das Studium der BWL auf und wollte eigentlich zunächst ein Doppelstudium mit dem Fach Sinologie machen. Doch eilte dem Fach bzw. Lehrstuhl sein Ruf voraus, sodass ich letztlich eher zufällig bei der Japanologie landete. Nach Abschluss des Magisterstudiums der Japanologie war es dann das eher überraschende Angebot, an der Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu arbeiten, was mich dazu bewog, nicht länger mein BWL-Diplom nachmachen zu wollen, sondern stattdessen in der Japanologie zu promovieren. Erst jetzt konkretisierte sich allmählich die Idee einer wissenschaftlichen Karriere, da mir Forschung und Lehre gleichermaßen Spaß und Freude bereiteten. Im Anschluss arbeitete ich dann in Würzburg, wo ich mich auch habilierte. Danach ging es als weitere Stationen nach Erlangen, Tübingen, Düsseldorf und Leipzig. Zwischendurch verbrachte ich immer wieder längere Auslandsaufenthalte in Kyôto. Für Kyôto hatte ich mein erstes Stipendium noch zu Studienzeiten bekommen und habe da dann quasi wissenschaftlich Wurzeln geschlagen. Für mich einfach der ideale Ort zum Arbeiten und Leben in Japan. Schließlich bin ich in Köln angekommen, wo ich seitdem die Abteilung für Japanologie leite.

Was schätze ich an meinem Beruf?
Ich schätze an meinem Beruf die große Freiheit, selbstbestimmt meinen Wissenshorizont ständig erweitern und mit anderen Menschen teilen bzw. austauschen zu können. Die vielen verschiedenen Impulse, Anregungen und Ideen, die ich durch und während meiner Arbeit erhalte, empfinde ich als äußerst bereichernd, sowohl in beruflicher als auch in persönlicher Hinsicht. Eine Berufswahl, die ich jederzeit – trotz der hohen Risiken – wieder treffen würde.

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