Die Kölner Japanologie stellt sich vor: Teil IV

Foto: Sonja Hülsebus

Name
Chantal Weber

Was wollte ich eigentlich mal werden?
Als Kind wollte ich Motorradpolizistin werden. Mein Patenonkel hat mich mehrmals auf seinem Motorrad mitgenommen, so dass es wohl tatsächlich die Geschwindigkeit war, die es mir angetan hatte, und nicht die Aussicht, Gesetzeshüterin zu werden. Einen Motorradführerschein habe ich bis heute allerdings nicht …
Später dann wollte ich Steinrestauratorin werden – auf gar keinen Fall wollte ich studieren. Mit meinem Vater war ich als Kind schon viel handwerklich unterwegs und in der ehemals familieneigenen Gießerei wurde das ein oder andere Phantasiegebilde in Aluminium gegossen. Nach einigen Praktika u.a. im Archäologischen Landesamt Dresden bemühte ich mich um eine Lehrstelle bei einem Steinmetz. Daraus wurde jedoch nichts und so entschloss ich mich, „erst mal“ zu studieren.

Was mache ich jetzt?
Das „erst mal“ ist ein Dauerzustand geworden, den ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Japanologie Köln ausleben darf. Ich interessiere mich vor allem für die Kulturgeschichte der Vormoderne und frühen Moderne wie z.B. die Geschichte und Entwicklung des Tee-Wegs oder des Duft-Wegs. Auch die Biographien einzelner Personen, die weniger bekannt sind aber Erstaunliches geleistet haben, begeistern mich. Ich kann vielen Themen etwas abgewinnen, da ich so häufig neue Zusammenhänge erkenne, an die ich vorher nicht gedacht hätte. Das ist für mich die eigentliche Faszination meines Berufs als Japanologin.

Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Da ich keine Lehrstelle fand, fing ich ein Studium an – bis ich mir überlegt hatte, welchen Beruf ich tatsächlich ergreifen wollte. In der Schule hatte ich bereits Japanisch in einer Arbeitsgemeinschaft gelernt. Das erste Fach stand also fest. Zunächst schrieb ich mich in Köln für die Fächer Japanologie, Sinologie und Kunstgeschichte ein. Die Sinologie habe ich aber bald gegen das Fach Klassische Archäologie getauscht. Nach dem Magisterabschluss trat ich eine Stelle im Rechenzentrum der Universität Freiburg an. In einem Projekt mit der Kyûshû Universität sollte ich Anleitungen der japanischen Kollegen übersetzen. Da aber in dem Projekt nicht viel zu tun war, schraubte ich an Computern rum und lernte allerhand Technisches.
Die Beschäftigung mit Japan und allem, was mich während meines Studiums fasziniert hatte, kam dabei einfach zu kurz, weshalb ich die Promotion in Köln berufsbegleitend begann. Ein Japan-Stipendium gab mir dann die Gelegenheit, mich wieder nur auf die Japanologie zu konzentrieren. Nach meiner Rückkehr stellte mich das Rechenzentrum in Freiburg wieder ein, dieses Mal im Bereich Neue Medien. Diese Stelle hatte ich jedoch nicht lange, denn bereits drei Monate später wechselte ich als Asienbeauftragte ins International Office. Diese Zeit war sehr intensiv und eine Herausforderung; mit dem Promotionsthema konnte ich mich leider kaum beschäftigen. So nahm ich das Angebot aus Köln, als wissenschaftliche Mitarbeiterin in „meiner“ Japanologie zu beginnen, freudig an.

Was schätze ich an meinem Beruf?
An meinem Beruf schätze ich vor allem die Freiheit, mich immer wieder mit neuen Themen auseinandersetzen zu können. Natürlich muss ein wissenschaftlicher Mitarbeiter auch viele Aufgaben übernehmen, die nicht unbedingt „wissenschaftlich“ sind. Aber meistens überwiegt das Gefühl, Neues zu lernen und dieses Wissen im Unterricht an die Studierenden weitergeben zu können.

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