Name
Volker Elis
Was wollte ich eigentlich mal werden?
Mein erster Berufswunsch, als ich noch nicht richtig sprechen konnte, war Bau-o-arbeiter. Mitten auf der Straße stehen, Krach machen, sich von niemand etwas sagen lassen: Man kann es schlechter treffen. Später wollte ich, ich geb’s zu, Lehrer werden. Hat ähnliche Vorteile.
Was mache ich jetzt?
Seit viereinhalb Jahren bin ich Lecturer (Lehrkraft für besondere Aufgaben) an der Abteilung für Japanologie. Das heißt, dass ich in einem Semester vier Kurse zu den Themen gebe, die mich interessieren und ins Modulschema passen. Zwischendurch war ich zweimal eine Zeitlang weg, um an den Universitäten Heidelberg und Leipzig Professuren zu vertreten. Ich forsche zum ländlichen Raum, zur politischen Ökonomie und modernen Gesellschaft Japans und manchmal auch zu historischen Themen.
Wie bin ich zu diesem Beruf gekommen?
Als ein Freund von mir bei einem Schachturnier nur den Trostpreis in Form eines Buches gewonnen hatte, warf er es mit Schwung auf den Rücksitz. Dort saß ich und nahm das Buch mit. „Lob des Schattens“ von Tanizaki Jun’ichirō. Es ging unter anderem um das Wohnen in Häusern japanischen Stils: Einfachheit, Dunkelheit, Verfeinerung. Ich war beeindruckt. Was ich damals noch nicht wusste: Der als Antimodernist geltende Tanizaki wohnte die meiste Zeit in einem westlich eingerichteten Haus und wusste die Vorteile sehr wohl zu schätzen. Egal, Japan hatte was.
Was schätze ich an meinem Beruf?
Das Schöne am Beruf des Wissenschaftlers ist, dass man sein eigenes Wissen, seine Kenntnisse und Fähigkeiten vermehren und verfeinern, Bücher und Aufsätze publizieren und an Universitäten kluge Menschen unterrichten darf. Die Universität ist ein besonderer Ort, weil sich dort Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten bieten, die anderswo selten geworden sind. Wichtig ist es mir zu vermitteln, dass es immer mehr als eine Sichtweise zu einem Thema gibt und dass es Spaß macht, selbst zu denken, unabhängig von dem, was der Algorithmus der Suchmaschine als obersten Treffer ausgibt.