Für Promovierende stellt sich oft die Frage der Finanzierung. Nach den mindestens fünf Jahren Studium bis zum Masterabschluss (Auslandssemester nicht mitgezählt) entscheiden sich nur die wenigsten für die Promotion. Als Doktorand*in erhält man die Vergünstigungen nicht mehr, die man als Student*in noch genossen hat. Dazu zählen u.a. ein vergünstigter Beitrag bei der Krankenversicherung, ein Platz im Studentenwohnheim oder der Anspruch auf BAföG. Laut einer Studie, die 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegeben wurde, beträgt die durchschnittliche Promotionszeit in der Regel zwischen vier und fünf Jahren (siehe Studie S. 13), also noch einmal genauso lange wie Bachelor- und Masterstudium zusammen. Die Frage nach der Finanzierung des Unterhalts ist dabei ein grundlegendes Problem, das für viele bereits das erste Hindernis auf dem Weg zum Doktortitel darstellt. Um zumindest für einen Teil der Promotionszeit abgesichert zu sein, bewerben sich viele auf Stipendien.
Für Studierende der Japanologie gibt es neben den sogenannten strukturierten Promotionsprogrammen noch die Möglichkeit, sich um Stipendien bei außeruniversitären Einrichtungen zu bewerben. Für kurze Forschungsaufenthalte in Japan ist sicherlich das Deutsche Institut für Japanstudien (DIJ) eine der ersten Anlaufstellen. Das DIJ zählt zu einem von insgesamt zehn Auslandsinstituten der Max Weber Stiftung. Die meisten Auslandsinstitute sind Historische Institute, mit einem – wie der Name bereits erahnen lässt – Schwerpunkt auf Geschichtswissenschaften. Das DIJ hingegen ist breiter aufgestellt. Die Forschungsprojekte verfolgen interdisziplinäre Ansätze aus den Bereichen Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschaft, Kulturwissenschaften, Geschichtswissenschaften usw. D.h. auch die dort beschäftigten Mitarbeiter*innen kommen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen, was eine sehr gute Gelegenheit für wissenschaftlichen Austausch bietet. Von April bis September 2018 hatte ich die Chance, als Promotionsstipendiatin mein eigenes Forschungsvorhaben mit der Unterstützung des DIJs voranzubringen, weshalb ich die Vorzüge des DIJs kurz vorstellen möchte.
Das DIJ liegt auf dem Campus der Sophia Universität Tôkyô. Man hat also nicht nur den Anschluss an das Forschungsinstitut, sondern wird auch über Veranstaltungen der Uni auf dem Laufenden gehalten. Die Lage im Stadtteil Yotsuya ist zudem überaus praktisch. Denn von hier aus sind es nur wenige Gehminuten zu Fuß zum Goethe-Institut und auch die National Diet Library (NDL) ist nicht allzu weit entfernt. Die Anbindung an diverse Bahnlinien ist ebenfalls gut.
Der Haupteingang zum DIJ befindet sich im Jôchi Kioizaka Biru 上智紀尾井坂ビル. Wer noch nie hier war, sollte sich vorher eine detaillierte Wegbeschreibung heraussuchen, denn der Gebäudename über dem Haupteingang kann schnell übersehen werden. Neben einer eigenen Institutsbibliothek bietet das DIJ jedem Stipendiaten/jeder Stipendiatin einen eigenen Arbeitsplatz. Wenn man in Tôkyô nicht gerade in einem ruhigen Viertel wohnt oder vielleicht seine Wohnung teilen muss, weiß man den ruhigen Arbeitsplatz samt Computer und Druckmöglichkeit zu schätzen. Außerdem gibt es Zugriff auf diverse Datenbanken. Der Zugang zu mehreren Bibliotheken ist ein weiteres Merkmal, das das DIJ auszeichnet. Die Bibliothek der Sophia Uni kann mitbenutzt werden, aber auch für die der Waseda Uni erhält man einen Nutzerausweis. Ein Ausweis für die NDL ist kostenlos und kann unkompliziert vor Ort beantragt werden.
Die Stipendienrate für Doktoranden ist zudem sehr großzügig. Mit monatlichen 2.400€ kann man sich eine kleine Wohnung in Tôkyô leisten. Aber auch für Aufenthalte außerhalb Tôkyôs, um Feldstudien oder Forschungsreisen durchzuführen, reicht das Budget aus. Normalerweise erhält man die Stipendienzusage für sechs Monate. Im Bedarfsfall kann mit guter Begründung die Förderung um maximal sechs weitere Monate verlängert werden. Wer für sein Promotionsprojekt mehrfach verreisen muss, erhält i.d.R. unproblematisch eine Genehmigung dafür. Für Stipendiat*innen, die noch relativ japan-unerfahren sind, kann der Austausch mit den anderen Doktorand*innen und Mitarbeiter*innen sehr hilfreich sein.
Nicht zuletzt erhält man die Möglichkeit, seine Forschungsergebnisse einem interessierten Publikum vorzustellen. Im Rahmen des Veranstaltungsformats „Study Group“ wird ein Kurzvortrag zum aktuellen Stand der Dinge gehalten und offene Fragen werden im Anschluss im Plenum diskutiert. Um die Organisation dieser Study Group kümmert sich zudem ein*e Ansprechpartner*in der Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen aus den Bereichen „Business&Economics“, „History&Humanities“ oder „Social Sciences“, sodass man neben der organisatorischen Stütze auch fachliche Beratung erhält. Die Veranstaltungen sind öffentlich, was zu einem gemischten Publikum führt. Alles in allem bietet das DIJ für Doktorand*innen daher sehr viel, um die eigene Forschung voranzubringen, weshalb ich eine Bewerbung nur empfehlen kann.
Neben dem Promotionsstipendium des DIJ gibt es noch weitere Möglichkeiten der Förderung. Beispielhaft seien hier das Jahresstipendium des DAAD, die Förderprogramme der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) und das Fellowship Program der Japan Foundation genannt. Darüber hinaus gibt es sicherlich noch weitere Stiftungen und Institute, über die eine Finanzierung der Promotion möglich ist.
(Dieser Beitrag wurde von Sonja Hülsebus, Doktorandin und Projektmitarbeiterin der Japanologie, verfasst.)