Webseitenstatistiken und SEO mit Matomo: Hinweise und Tipps

Immer wieder werden wir nach der richtigen Verwendung von Matomo gefragt, und wir helfen gern, soweit wir können.
Es gibt hier aber oft Fehleinschätzung der Bedeutungen der Statistiken. Das häufigste Problem ist das der Sample Size: Eine signifikante Statistik über eine Seite mit nur 2-3 Besuchern am Tag zu erstellen, wird nicht funktionieren.
Daher hier etwas Lesestoff mit Hinweisen und Tipps, die man verinnerlicht haben sollte, bevor man ein großen SEO-Programm oder eine Reichweiten-Analyse beginnt.

HINWEISE:

1. Fast alle Browser bringen eine Funktion mit, die das Tracken von Zugriffen untersagt, bei vielen Browsern ist diese per Default aktiviert. Sie sehen also nur einen Bruchteil der Klicks.

2. Sehr viel häufiger als von Menschen, werden die Webseiten von Bots, Crawlern und auch von böswilligen Angreifern besucht. Um halbwegs verwendbare Zahlen zu liefern, muss Matomo also ordentlich ausfiltern. Diese Filter sind nicht perfekt so dass eine Vielzahl von registrierten Klicks gar nicht auf reale Menschen zurückzuführen ist.

3. Aus der Sicht von Matomo ist jeder Browser zunächst eine eigene Person. Sind Sie mit Ihrem Mobilgerät mal im WLAN, mal im Funk-Netz und mal in einem anderen WLAN oder im VPN, sieht es so aus als wären es mehrere Personen. Haben Sie zuhause eine normale DSL Leitung bekommen Sie wahrscheinlich täglich eine andere IP-Nummer und zwar eine, die an anderen Tagen von anderen Kunden Ihres Providers genutzt wurde.
Aus dieser sehr schmutzigen Datenlage versucht Matomo mit „schlauen“ Filtern anhand von Indizien mehrere scheinbare Besucher zu eindeutigen Besuchern zusammenzufügen. Dies wird niemals perfekt gelingen, so dass die Anzahl von eindeutigen Besuchern immer zu hoch sein wird.

4. Viele Betreiber von Webseiten unterschätzen grob, wie viele Personen fälschlicherweise auf eine Webseite kommen, merken dass es nicht das ist, was sie suchten und wieder gehen. Die „Verweildauer“ einer Person auf der Seite ist sehr wichtig. Selbst reale Personen, die nur wenige Sekunden auf einer Seite bleiben, sollten statistisch eigentlich nicht berücksichtigt werden.

Die Zahlen der „korrekten“ Messungen werden also immer zu niedrig ausfallen, die Zahlen von „falschen“ Messungen immer zu hoch. Dies führt dazu, dass die absoluten Zahlen äußerst unzuverlässig sind, besonders wenn sie klein sind. Sie messen also nicht die tatsächliche Zahl der Besucher, sondern die nur die Wirksamkeit der Matomo-Filter.

Als Faustregel sagen wir immer:

Solange Sie nicht mindestens 100 Besucher am Tag angezeigt bekommen, dürfen Sie die Zahlen in Matomo ignorieren.

TIPPS:

Aber Matomo kann auch für Seiten mit wenigen Besuchern sehr nützlich sein, man muss lediglich mit den relativen Angaben in Matomo arbeiten. Es gilt also immer, zwei aussagekräftige Messungen zu finden und diese in Relation zu einander zu betrachten. Hier ein paar Beispiele:

1. Mobil-Anteil: Wählen Sie links unter „Besucher“/“Geräte“, und sie erhalten Auswertungen, mit was für Geräten Ihre Webseite aufgerufen wird. Oft wird unterschätzt, dass heute (Stand 2020) schon 30-50% Smartphone-User normal sind.

2. Uhrzeiten: Wenn Sie wissen, dass Ihre Zielgruppe aus Deutschland stammt, wählen Sie links unter „Besucher“/“Zeiten“, und Sie erhalten Auswertungen, zu welchen Uhrzeiten sich Personen auf Ihren Seiten bewegen. Haben Sie im Vergleich(!) zu den Spitzenzeiten ungewöhnlich viele Aufrufe zu Zeiten, zu denen Ihre Zielgruppe schlafen sollte, können Sie sehen, dass hier viele falsche Messungen erfasst wurden, und Sie somit auch den anderen Zahlen nicht trauen können. Man kann aber auch Abschätzungen treffen, ob Personen eher zu normalen Arbeitszeiten tagsüber auf Ihre Seite kommen, oder in der Freizeit am Wochenende oder Abend.

3. A/B-Vergleich: Bauen Sie zwei (oder mehrere) unterschiedliche Seiten mit dem gleichen Inhalt, Verlinken Sie diese auf unterschiedliche Weise: In Mailanschreiben, auf Postern, auf Ihrer Startseite als Teaser (verlinktes Bild) oder im Fließtext. Schauen Sie nach einer angemessenen Zeit nach, welche Seite mehr Klicks bekommen hat.

4. Vorher/Nachher-Vergleich: Erstellen Sie eine Seite und bewerben Sie diese eine Zeit lang nicht. Dann ergreifen Sie nacheinander und dokumentiert verschiedene Maßnahmen: Mail-Anschreiben, Verlinkungen auf anderen Seiten, Facebook, Twitter etc. und schauen Sie ob sich die Besucherzahlen nach einer dieser Maßnahmen signifikant ändern.

5. Verweildauer: Wie oben schon erwähnt sind die Verweildauer und die sog. Absprungrate extrem wichtige Messwerte um die Attraktivität Ihrer Seite einzuschätzen. Hier geht es selten um optisches Gefallen, sondern darum, ob ein Besucher nach dem Klick auf Ihre Seite glaubt, am richtigen Ort zu sein. Wird nach einer Detailfrage gegoogelt, man kommt aber auf einer Plakativen Startseite an, wird so manch einer abgeschreckt, auch dann, wenn die gesuchte Information irgendwo auf der Seite zu finden gewesen wäre. Das Verhältnis zwischen der Zahl derer, die Sofort gegangen sind, und derer, die geblieben sind, lässt Rückschlüsse auf die Qualität von Maßnahmen und der Seite als ganzes zu.

6. Transitions: Die Auswertung der Transitions ist ein komplexes Feld in sich welches hier zu erklären zu weit führen würde, doch man sollte dieses Tool zumindest kennen: Im Dashboard finden Sie die Aufzählung Ihrer Seiten und wie viele Klicks diese erhalten haben. Wenn Sie mit der Maus über einer Zeile (ggf. muss ein Order zunächst ausgeklappt werden) hovern, erscheinen drei Symbole, das mit den sich überkreuzenden Pfeilen steht für Transitions. Klicken Sie hierauf und erhalten Sie eine Darstellung, woher die Besucher auf Ihre Seite gekommen sind, und wohin sie danach gegangen sind, oder ob ein Download getätigt wurde. Dies kann gute Erkenntnisse darüber bringen, wie Ihre Seiten aufgebaut werden sollten. Beachten Sie dabei dass es mittlerweile vollkommen normal ist das die überwältigende Mehrheit der Besucher von Suchmaschinen kommt. Selbst wenn jemand die genaue Adresse einer Seite kennt, wird oft eine Suchmaschine verwendet, weil man „zu faul“ ist die Adresse als ganzes zu tippen.

Bedenken Sie aber bei all diesen Überlegungen, dass Matomo lediglich das Verhalten der Besucher aufzeichnet, die Ihre Seite tatsächlich gefunden haben. Nicht erfasst wird das eigentlich viel wichtigere Verhalten der Personen, die Ihre Seiten nützlich gefunden hätten, aber aufgrund falscher Suchbegriffe oder einfach dem Umstand dass die Suchenden gar nicht wissen, wonach sie suchen sollen, Ihre Seite nie gefunden haben.
Auch wissen Sie nicht, was Besucher eigentlich vor hatten, die es auf Ihre Seite geschafft haben.

Ich hoffe diese Informationen helfen Ihnen. Gerne beantworten wir Rückfragen, beachten Sie aber, dass das RRZK Matomo nur bereitstellt. Wir sind keine SEO- und schon gar keine Marketing-Experten.
Matomo ist ein Tool, mit welchem erfahrene Personen Probleme aufdecken können und den Erfolg gezielter Marketingstrategien bewerten können. Wenn Sie in dieses Thema einsteigen wollen, wenden Sie sich bitte an Personen, die sich hiermit beruflich beschäftigen.

 

Noch ein persönlicher Kommentar zu SEO (Suchmaschinenoptimierung):

Wir möchten gerne darauf hinweisen, dass SEO hauptsächlich von Redakteuren umgesetzt werden muss.
Es hält sich hartnäckig der Irrglaube, dass SEO nur die Anwendung technischer Tricks ist. Diese sind wichtig, keine Frage, aber die Suchmaschinen werden immer gute Webseiten belohnen. Wichtiger als dem neusten SEO-Trend hinterherzulaufen ist es meist, verständliche, übersichtliche Webseiten zu erstellen, die den Besuchern bereitwillig die Informationen geben, die gesucht werden, statt ihnen Informationen aufzudrängen, die nicht wirklich nachgefragt werden. (vgl. https://xkcd.com/773/)
Kurze, prägnante Überschriften, klare Einleitungen sind wichtig. Absatz-lange Überschriften, die sich in Details verlieren schrecken ab und lesen sich so gut wie das deutsche Steuergesetzbuch. Bedenken Sie dass Suchmaschinen-Benutzer mit unterschiedlichstem Vorwissen irgendwo auf Ihren Seiten einsteigen. Wer sich sofort gut aufgehoben fühlt, weiß wo man gelandet ist und findet, was er sucht, wird mit einer besseren Meinung die Webseiten verlassen.
Ein wesentlicher Bestandteil in Googles Bewertungssystem war und ist, ob eine Webseite von anderen Seiten verlinkt wird. Verlinken Sie Partnerseiten untereinander und sorgen Sie dafür, dass Sie an wichtigen Stellen erwähnt werden. (Haben Sie aber dabei Verständnis, dass die Startseite der Uni und ähnliche Seiten nur einen begrenzten Platz haben und nicht jede Seite ganz oben stehen kann.)
Beachten Sie aber auch, dass keine Suchmaschinen Optimierung nötig ist, wenn die Suchenden gezielt zu Ihnen wollen: Solange es keine zweite konkurrierende Uni-Köln gibt, werden die Suchbegriffe „Uni Köln“ immer zu uns führen. Finden Sie lieber die Schlagworte, die Sie von anderen Suchergebnissen abgrenzen, und verwenden Sie diese prominent in Überschriften und Seitentiteln.

LOGIN:
Haben Sie eine Webseite, auf der die Statistik Erfassung aktiviert ist, loggen Sie sich mit Ihrem Uni-Account ein unter: https://matomo.rrz.uni-koeln.de. Haben Sie mehrere Webseiten, für die Sie zuständig sind, können Sie zwischen diesen innerhalb von Matomo hin und her wechseln.

Die Statistikerfassung ist bei den meisten TYPO3 Seiten der Uni-Köln bereits aktiviert, falls nicht, wenden Sie sich an Ihren Administrator.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Moll

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