Lehr-Lern-Materialien für Japanisch als Fremdsprache an Schulen in NRW

In Nordrhein-Westfalen können Schüler*innen an neun Gymnasien Japanisch als Abiturfach wählen, seit dem Schuljahr 2023/24 gibt es auch eine Gesamtschule, an der das möglich ist. Meist beginnen die Schüler*innen ab der Oberstufe damit, nur in Düsseldorf können sie Japanisch ab der Sekundarstufe I als dritte Fremdsprache wählen und in der Oberstufe fortführen.

Seit 2018 arbeiten die ersten Absolvent*innen des Kölner Lehramtsstudiengangs für Japanisch als reguläre Lehrkräfte an Schulen. Um die Unterrichtsbedingungen des Fachs besser einschätzen zu können, wurde daher von Januar 2022 bis Juli 2023 an der Universität zu Köln ein Projekt zu den Lehr- und Lernmaterialien durchgeführt. Monika Unkel und ihre Projektpartnerin Junko Majima, deren Gastaufenthalt an der Universität zu Köln durch die Heinrich Hertz-Stiftung gefördert wurde, besuchten zusammen alle nordrhein-westfälischen Schulen mit Japanisch-Grundkursen, um den Unterricht zu beobachten und die Lehrenden und die Schüler*innen zu den Materialien zu befragen.

Zuerst wurden die Lehrkräfte und Referendarinnen (insgesamt 13) interviewt. Die meisten sind mit den Materialien zufrieden und finden, dass sie gut zum Kernlehrplan passen. Das war insofern überraschend, weil einige davon vor dem Lehrplan von 2014 veröffentlicht wurden und nicht immer eine optimale Passung besteht. Manche Lehrkräfte hätten zwar gern zusätzliche Materialien zur Vorbereitung auf das Abitur, aber ein völlig neues Lehrbuch, das dem Lehrplan komplett entspricht, halten sie nicht für nötig. Weil aber in naher Zukunft neue Lehrpläne für die Oberstufe in Kraft treten werden und einige alte Materialien nicht mehr verfügbar sind, sehen manche auch die Notwendigkeit, neue Lehrmaterialien entwickeln.

In einem zweiten Schritt wurde mit einem Fragebogen ermittelt, wie die Schüler*innen ihr Lehrbuch finden und welche Wünsche sie an ein neues Lehrbuch haben. Dabei wurde deutlich, dass eigens für Schüler*innen erstellte Lehrmaterialien die Motivation auch dann verbessern, wenn das Lehrmaterial an sich graphisch und inhaltlich nicht so ansprechend gestaltet ist. Die Schüler*innen finden es wichtiger, dass die Materialien ihre Interessen und Themen berücksichtigen, als dass sie authentische Texte enthalten. Auch das Design ist für sie nicht so entscheidend, aber sie wünschen sich mehrheitlich farbige und abwechslungsreiche Materialien.

Obwohl die Lehrpläne vor allem darauf abzielen, dass die Schüler*innen gute kommunikative Kompetenzen erwerben und sprachliche Mittel wie Grammatik und Wortschatz dabei nur unterstützend sind, finden die Schüler*innen gute Erklärungen zur Grammatik besonders wichtig. Hier spielt sicherlich auch eine Rolle, welchen Stellenwert die Grammatik in dem jeweiligen Unterricht einnimmt. Da Japanisch aber oft die vierte Fremdsprache ist, die die Schüler*innen erlernen, kennen sie auch Lehrbücher oder Vorgehensweisen aus ihrem Unterricht in anderen Fremdsprachen.

Ansätze zur Mehrsprachigkeit, wie sie vom Council of Europe (2020: 30) im Companion Volume zum Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen formuliert werden, scheinen für die Schüler*innen nicht wichtig zu sein. Das könnte daran liegen, dass die nordrhein-westfälischen Kernlehrpläne (selbst der 2023 erschienene Lehrplan Englisch für die gymnasiale Oberstufe) keine Ausführungen zur Mehrsprachigkeitsdidaktik oder zu den Synergien beim Sprachenlernen enthalten, sondern sich auf allgemeine Zielbeschreibungen des Fremdsprachenunterrichts wie die Entwicklung individueller Mehrsprachigkeitsprofile beschränken. In Schweizer Lehrplänen hingegen werden die Vorzüge der Mehrsprachigkeitsdidaktik explizit erwähnt.

Insgesamt hat die Untersuchung ergeben, dass sowohl die Lehrenden als auch die Lernenden mit ihren Materialien sehr zufrieden sind, und es scheint vorerst keine Notwendigkeit zu geben, neue zu entwickeln. Das könnte sich allerdings ändern, wenn die neuen Lehrpläne für Japanisch veröffentlicht werden.

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Schulen mit Grundkurs Japanisch in Nordrhein-Westfalen

Cecilien-Gymnasium in Bielefeld, Cecilien-Gymnasium in Düsseldorf, Landfermann- Gymnasium und Steinbart-Gymnasium in Duisburg, Kaiserin-Theophanu-Schule in Köln, CJD Christophorusschule in Königswinter, Engelbert-Kaempfer-Gymnasium in Lemgo, Gymnasium in den Filder Benden in Moers, Theo-Hespers-Gesamtschule in Mönchengladbach und Anno-Gymnasium in Siegburg.

Daneben gibt es noch eine Reihe von Schulen, die Japanisch als Neigungsfach ab der Jahrgangsstufe 5, als Wahlpflichtfach in der Mittelstufe oder als Arbeitsgemeinschaft anbieten.

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