Paradigmen
Forschendes Lernen – Forschen Lernen (FoLe)?
Was bedeutet das eigentlich?
An der Universität zu Köln bestehen in unterschiedlichen Studiengängen handlungsorientierte Lehr-Lernformate, die sich (je nach Schwerpunkt und Zielsetzung) innerhalb der Paradigmen des „Forschenden Lernens“ bzw. „Forschen Lernen“ verorten.
Beispiele sind u.a. derzeit:
- die Studienprojekte im Studiengang Intermedia:
http://intermedia.uni-koeln.de/curriculum-ba/ - die Studienprojekte im Praxissemesters der Bildungswissenschaften (Lehramt):
http://zfl.uni-koeln.de/praxissemester.html - die Projekte im Rahmen der Forschungsklassen der Bildungswissenschaften (Lehramt):
http://zus.uni-koeln.de/forschungsklassen.html.
Die Studienprojekte innerhalb dieser Formate sind in der Regel auf zwei Semester ausgelegt und können je nach Studiengang unterschiedliche Formen annehmen:
- empirische (qualitativ, quantitativ)
- theoretisch-konzeptionelle sowie
- praktische (künstlerisch-pädagogisch).
Das Spannende aber auch Anspruchsvolle an diesen Lehr-Lernformaten ist, dass während der Projektdauer ein kompletter Forschungsprozess gestaltet, erfahren und reflektiert (vgl. Huber 2009) wird. Dieser beinhaltet i.d.R.
- eine eigene Ideen- und Themenfindung
- Recherche des Forschungsstandes
- Formulierung einer angemessenen Fragestellung
- Aufstellung von Hypothesen
- Auswahl geeigneter Methoden
- Durchführung, Monitoring und Evaluation
- Aufbereitung, Auswertung und Interpretation sowie
- geeignete Dokumentation und Präsentation der Ergebnisse
- Reflexion des eigenen Praxisfeldes mit Hilfe wissenschaftlicher Theorie, Empirie, Methoden.
Schneider & Wildt (2004) sprechen aufgrund dessen von einem „wissenschaftsgeprägten Zugang zur Berufspraxis“. Altrichter von einer „reflektierten Praxis“ (2007). Dieser Blog als auch das in meinen Veranstaltungen eingesetzte E-Tagebuch auf Basis der E-Portfoliofunktion von ILIAS (CMS) vermögen gerade explizit, in diese Richtung zu weisen.
Bringt FoLe spezifische Herausforderungen mit sich?
Ja. Mit den Formaten des „Forschenden Lernens“ bzw. „Forschen Lernen“ ergeben sich besondere Herausforderungen an Lehrende und Lernende:
Für Dozierende lassen sie sich m.E. vor allem aus ihrer Aufgabe des „Managen des Projektmanagements“ der Studierenden herleiten: d.h. den Lernenden in allen Projektphasen beratend, begleitend, motivierend und unterstützend zur Seite zu stehen und einen Rahmen, eine Lernumgebung bzw. -arrangement zu kreieren, das dies ermöglicht. Eine solche Vorgehensweise erfordert nicht nur ein breite fachliche, methodische sowie didaktische und kommunikative Kompetenz sondern ebenso Flexibilität und sehr gute Organisation.
Für die Lernenden bieten die Projekte in den meisten Studiengängen in der Regel die erste Gelegenheit, sich ein Feld selbständig, orientiert an eigenen Interessen, mit großem Freiraum (i.d.R. empirisch) zu erschließen: eigene Fragen zu entdecken, kritisch-explorativ vorzugehen etc. Neben motivierenden Vorteilen, birgt dieses Format jedoch auch Gefahren der Überforderung, der Selbstzweifel und Resignation. Diesen gilt es, gemeinsam als Studierende und Dozierende zu begegnen: kreative, wissenschaftlich und methodisch fundierte Lösungen zu finden und sich auf die jeweiligen Forschungsabenteuer einzulassen. Die großartigen Ergebnisse, welche eben solche Projekte krönen, zeugen von hohem Engagement und absolut lohnenswertem Einsatz.
Was ist der Gewinn des FoLe?
Wenn „Forschendes Lernen“ bzw. „Forschen Lernen“ gelingt, dann erfahren sowohl Studierende als auch Dozierende (vgl. auch ZfL, 2016):
- eine Erweiterung und Fundierung ihrer forschenden Haltung, um flexibel auf berufliche und private (Alltags-)Anforderungen reagieren zu können
- Probleme zu erkennen und diese kriteriengeleitet, unter Zuhilfenahme geeigneter Methoden lösen zu können
- einen Zuwachs an Wissen, Fähigkeiten in persönlicher, fachlicher, didaktischer und methodischer Hinsicht
- einen qualitativen Sprung bezüglich eigener Professionalität, um das eigene Denken und Handeln fundiert begründen zu können,
- eine Steigerung der eigenen Handlungskompetenz durch Verknüpfung von Theorien, Empirie und (eigener) Praxis
- sich selbst als Motor für Innovation und Entwicklung in bzw. der Berufspraxis sowie wissenschaftlichen, evidenzbasierten Erkenntnisgewinn
- ein hohes Maß an Motivation, Kooperationsfähigkeit und Multiperspektivität.
In diesem Sinne möchte dieser Blog einen Beitrag dazu leisten, die Prozesse und Ergebnisse des „Forschenden Lernens“ bzw. „Forschen Lernen“ reflektierend, dokumentierend sichtbar werden zu lassen.
Literatur:
Altrichter, H. & Posch, P. (2007). Lehrerinnen und Lehrer erforschen ihren Unterricht. 4. Aufl. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Huber, L. (2009): Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist. In: L. Huber, L., J. Hellmer, J. & F. Schneider (Hrsg.). Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen. Bielefeld: UVW.
Schneider, R. & Wildt, U. (2009). Forschendes Lernen und Kompetenzentwicklung. In: L. Huber, J. Hellmer, F. Schneider (Hrsg.). Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen. Bielefeld: UVW.
Zentrum für LehrerInnenbildung (2016). Forschendes Lernen im Praxissemester. Leitfaden für die Ausbildungsregion Köln. Köln: Universität zu Köln.