Band 44 (2021)

Optimierung in der Weiterbildung

Inhaltsverzeichnis 2021 (1) (2)

Die Ausgabe sammelt ausgewählte Beiträge zum Themenschwerpunkt „Optimierung in der Weiterbildung“ in Anlehnung an den DGfE-Kongress, der im März 2020 coronabedingt ausfallen musste. Unterschiedliche Facetten der Optimierungsthematik aufgreifend werden folgende Themen diskutiert: differenzielle Inklusion in der beruf-lichen Bildung, pädagogisches und methodisch-didaktisches Können von Hochschullehrenden, Professiona-lisierung in der Weiterbildung vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Mediatisierung, Optimierung und Organisationsentwicklung im Kontext migrationsbezogener Diversität, betriebliche Weiterbildungskulturen am Beispiel des BIBB-Qualifizierungspanels, Resilienz in Programmen der Erwachsenenbildung. In der Kategorie „Vermischtes“ folgen ein Beitrag zu Dimensionen und Perspektiven von Innovationen sowie eine empirische Bestandsaufnahme zum Forschungsfeld „Erwachsenenbildung/Weiterbildung und Migration“.

Die gesamte Ausgabe kann auf der Seite des wbv als E-Paper im open access eingesehen werden: Band 44 E-Paper


Abstracts:

Alisha M. B. Heinemann, Lisa Vogt

„Zur Optimierung der Anderen differenzielle Inklusion im Bildungssystem am Beispiel der beruflichen Bildung

Am Beispiel des pädagogischen Feldes der beruflichen Bildung, das Erwachsene und Jugendliche adressiert, gehen wir den Diskursen nach, die eine differenzielle Inklusion auf der Folie einer kapitalistischen Marktlogik legitimieren und untersuchen, welche Rolle Veranderungszuschreibungen (Othering) sowie Optimierungsadressierungen hier spielen. Dazu gehen wir zunächst darauf ein, wie ‚Andere‘ in unserer Gesellschaft konstruiert werden, referieren dann auf den Optimierungsdiskurs und skizzieren anschließend das Konzept der differenziellen Inklusion am Beispiel der Ein- und Ausschlusslinie ‚Berufssprache Deutsch‘. Wir schließen mit einem Appell an pädagogisch Verantwortliche, sich in ein kritisch-reflexives Verhältnis zu Othering- und Optimierungsdiskursen zu setzen, um sich dem Ideal von Bildungsgerechtigkeit zumindest ein kleines Stück weiter anzunähern.

Kirsten Aust, Stefanie Hartz

Das pädagogische, methodisch-didaktische Können von Lehrenden an Hochschulen: Ausgangssituation und Zusammenhang von Wissen und Können mit der Könnensentwicklung

Zur Optimierung der Hochschullehre gibt es eine Vielzahl an Weiterbildungsmaßnahmen. Wenngleich diese gut akzeptiert sind, ist wenig darüber bekannt wie sie – vor allem über den Grad der Zufriedenheit hinaus – wirken. Der Beitrag stellt das Können von Lehrenden an Hochschulen generell dar und beschäftigt sich mit der Ent-wicklung desselben im Zusammenhang mit den Wissens- und Könnensvoraussetzungen. Dazu wurden in einer BMBF-geförderten Studie Lehrende, die an hochschuldidaktischer Weiterbildung teilnehmen, und solche, die dies nicht tun, untersucht. Im Fokus des vorliegenden Beitrags stehen das zu zwei Messzeitpunkten über Videographie erfasste Können der Lehrenden und dessen Entwicklung unter der Perspektive des über einen Test erfassten Wissens und des Könnens zum ersten Messzeitpunkt. Statistische Analysen zeigen im Vergleich von Untersuchungs- und Kontrollgruppe Veränderungen im Können und stellen den Zusammenhang von Wissen und Können vor.

Lisa Breitschwerdt, Regina Egetenmeyer

Professionalisierung im Kontext von Digitalisierung und Mediatisierung.
Zu Fortbildungsformaten für das Personal in der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung

Digitalisierung und Mediatisierung beeinflussen alle Tätigkeits- und Handlungsbereiche der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung. Der Aufsatz untersucht Fortbildungen zur Professionalisierung des Personals in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Mediatisierung. Die Analyse von acht Auftaktgesprächen und 58 Expert*inneninterviews aus sechs Einrichtungen der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung identifiziert die Entwicklung von non-formalen und informellen Fortbildungsformaten, die zielgenaue Identifikation von Fortbildungsbedarfen, angepasste Modi der Fortbildung sowie die Veränderung von Arbeits- und Lebenswelt als relevante Fortbildungsformate und -kontexte für das Weiterbildungspersonal. Dabei zeigt sich, dass Fortbildungen als zentrales Element der Professionalisierung in einem Wechselverhältnis zu Entwicklungen in Organisationen, Dachorganisationen von Erwachsenenbildung/Weiterbildung sowie deren ge-
sellschaftlichem Umfeld stehen.

Halit Öztürk, Eva Humt

Optimierung und Organisationsentwicklung in der Erwachsenen- und Weiterbildung – Erkundungen des Optimums im Kontext migrationsbezogener Diversität

Im Kontext migrationsbezogener Diversität werden vielfältige und teils auch widersprüchliche Erwartungen an Weiterbildungsorganisationen gerichtet. Vor diesem Hintergrund erkundet der Beitrag Potenziale von Organisationsentwicklung zur Optimierung von Weiterbildungsorganisationen. Diese Potenziale werden anhand eines Soll-Ist-Abgleichs divergierender Anforderungen skizziert, die sich aus politischen, bildungspraktischen und wissenschaftlichen Perspektiven an Weiterbildungsorganisationen richten. Das zu erreichende Optimum wird dabei als gangbarer Mittelweg zwischen divergierenden Erwartungen gefasst. Abschließend werden Potenziale eines differenzsensiblen Diversity Managements für Weiterbildungsorganisationen ausgelotet, diesen Mittelweg im Sinne reflexiver Organisationsentwicklung zu beschreiten.

Christian Gerhards, Ina Krause

Betriebliche Weiterbildungskulturen in Zeiten der Digitalisierung – Eine Analyse mit Daten des BIBB-Qualifizierungspanels

Weiterbildung gilt als eine zentrale betriebliche Optimierungsstrategie, um Innovationsprozesse umzusetzen und auf Veränderungen der betrieblichen Umwelt zu reagieren. Die Digitalisierung ist dabei der zentrale Innovationsprozess des aktuellen Jahrzehnts. Befunde belegen entsprechend einen engen Zusammenhang zwischen der betrieblichen Weiterbildung und deren Digitalisierungsmaßnahmen. Es ist zudem plausibel, dass Betriebe über eine betriebliche Weiterbildungskultur verfügen, die im neo-institutionalistischem Sinne durch betriebliche Handlungslogiken (vgl. Scott 2013) geprägt ist. Allerdings fehlen Erklärungen und Analysen über deren genauen Zusammenhang.
Daher widmet sich dieser Beitrag der Frage, wie die betriebliche Bewältigung von Innovationsprozessen durch spezifische Weiterbildungskulturen geprägt ist. Dazu untersucht der Beitrag konkret, wie betriebliche Digitalisierungsformen und betriebliche Handlungslogiken mit bestimmten Weiterbildungsformen zusammen-hängen. Die empirische Analyse erfolgt mit Befragungsdaten des BIBB-Qualifizierungspanel der Welle 2019. Die Analysen zeigen, dass Betriebe vor allem dann Mitarbeiter intensiver weiterbilden, wenn sie einem eigenen Normativ folgen (können) oder erfolgreiche Betriebe mimetisch nachahmen.

Bernd Käpplinger, Caroline Dietz

Resilienz in Programmen der Erwachsenenbildung: Die fehlende (Selbst-)Optimierung?

Resilienz kann zeitdiagnostisch im Kontext von Optimierung und Selbstoptimierung kritisch diskutiert werden. Der Beitrag beschäftigt sich explorativ programmanalytisch mit Weiterbildungsangeboten zu Resilienz an Volkshoch-schulen. Auf Basis quantitativer und qualitativer Analysen werden Merkmale von Resilienzkursen herausgearbeitet. Insgesamt sind noch wenige Angebote zu Resilienz zu verzeichnen. Sie haben oft einführenden Charakter und werden zielgruppenunspezifisch offeriert.

Julia Koller

Dimensionen und Perspektiven von Innovationen in der Erwachsenenbildung – ein systematic literature review.

Was sind Innovationen in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung? Dieser Frage widmet sich dieser Beitrag auf der Grundlage eines systematic literature review und einer lexikometrischen Diskursanalyse von Innovationen in der Erwachsenenbildungswissenschaft. Dazu nimmt der Beitrag seinen Ausgangspunkt in Ansätzen der Moder-nisierungs- und Transformationstheorie und führt einen sozialwissenschaftlichen reflexiven Innovationsbegriff aus. Auf dieser Grundlage werden Dimensionen und Perspektiven von Innovation in einem Textkorpus (n = 300 Titel; 2.153.121 Wörter) exploriert, die zu einem engeren und weiteren Innovationsverständnis in der Erwachsenen-bildung/ Weiterbildung gebündelt werden. Es kann gezeigt werden, dass der Innovationsbegriff in der Erwachsenenbildungswissenschaft überaus vielfältig changiert zwischen sozialen und technischen Innovationen, spezifischen Innovationsfeldern und einem gestalterischen Impetus und der Anpassung an Strukturwandel und dem Umgang mit Megatrends.

Gwennaëlle Mulliez

Forschung zu Weiterbildung und Migration?
Eine Bestandsaufnahme mittels eines Scoping-Reviews

Dem Thema Migration wurde in den vergangenen Jahren erhöhte mediale, politische und wissenschaftliche Aufmerksamkeit zuteil. Migration wird hier als Anlass gesellschaftlicher Veränderungsprozesse verstanden, die zunehmend auch die Erwachsenenbildung tangieren. Der vorliegende Beitrag geht daher der Frage nach, mit wel-
chen theoretischen und methodischen Zugängen und zu welchen thematischen Schwerpunkten im Schnittfeld ‚Weiterbildung und Migration‘ seit der Jahrtausendwende Forschung betrieben wurde. Mittels eines Scoping-Literatur-Reviews wurden n = 68 Publikationen ermittelt, die dieses Schnittfeld zum Gegenstand haben. Die
Analyse stellt vier Themenschwerpunkte fest: 1) System, Politik und Gesellschaft, 2) Organisation, 3) Lehren und Lernen, 4) Wissenschaftstheoretische Reflexion. Ausgehend von den Befunden kann künftigen Studien zum einen empfohlen werden, einen kritischeren Umgang mit scheinbar selbstverständlichen Begrifflichkeiten zu kultivieren, zum anderen in der empirischen Forschung ein stärkeres Augenmerk auf systematische Methoden-triangulation zu legen.