In seinem Essay für die Kinderliteraturzeitschrift 1001Buch geht Ben Dammers dem Flanieren der Blicke durch literarische Häuserschluchten nach. Er folgt damit Paul Valéry, der Textblöcken auf der Buchseite eine Nähe zur Architektur zuschreibt, Michel de Certeau, der New York den größten aller menschlichen Texte nennt, und Ivan Illich, der die etymologische Nähe zwischen Lesen und Lese herausstellt und den Text mit einem Weinberg vergleicht:
„Die […] beobachteten Bewegungen im Bilderbuch sind vergleichbar mit dem eiligen Weg eines Geschäftsreisenden vom Bahnhof zu einem Geschäftstermin. Er möchte von A nach B und das möglichst effizient. Er wird sich an Schildern, Stadtplan, Hauptverkehrswegen orientieren, an konventionellen Markierungen also. Angekommen am Ziel erinnert keine Details vom Wegesrand, nur Funktionsstellen, Wegmarken, Orientierungspunkte. Literarisches Lesen hingegen entfaltet dann seine volle Wirkung, wenn man bereit ist zu flanieren, sich in kleinen Nebengassen zu verlieren, an Gebäuden empor- und in sie hineinzublicken, Fundstücke aufzuheben und mit jedem Weg durch den Buchraum Neues zu entdecken.“
Ben Dammers