Akademisches Unwort des Jahres

Akademisches Unwort des Jahres 2019

„Stellenschöpfung“

Der Begriff „Schöpfung“ bezeichnet laut dem Duden zweierlei: Zum einen die laut christlicher Lehre von Gott erschaffene Welt, zum anderen von Menschen Ge – und Erschaffenes wie bildende Kunst und Musik. Zentral ist in beiden Fällen der Gedanke, dass etwas Neues, nie Dagewesenes, Schönes und Gutes durch handelnde Subjekte hervogebracht wird. Mit der Aufklärung geht diese ursprünglich Engeln und anderen überirdischen Wesen zugeschriebene Fähigkeit philosophisch auch im abendländischen Kulturraum auf die mündig handelnde Person über.

Das Werk der „Stellenschöpfung“ an der Uni Köln besteht nun darin, dass vorhandene Stellen bei ihrer Neuausschreibung über einen längeren, variierenden Zeitraum unbesetzt bleiben, um möglichst umbemerkt Einsparungen zu vollziehen. Diese „Schöpfung“ hat eine allgemeine intellektuelle Ermüdung und Ermattung der Universität zur Folge, was schwerlich als Zugewinn an Produktivität bezeichnet werden kann. Wir schlagen daher für diesen Prozess alternativ den mittalterlichen Zeiten entlehnten Begriff der „Schröpfung“ vor.

Wir freuen uns über kreative Anregungen für weitere „akadmische Unwörter des Jahres“, die wir auch rückwirkend vergeben wollen. Ein heißer Kandidat ist der „Innovations-Pool“, kurz „Inno-Pool“, mit dem bereits Stellenstreichungen verbunden waren. Auch die „Exzellenz-Initiative“ (ursprünglich mit dem aus der deutschen Geschichte naheliegenden Begriff der „Elite“ verknüpft) ist ganz vorne mit dabei.