Drei Fragen an…

Greta Bokeloh, Preisträgerin des Dr.-Prill-Preises 2013 in der Kategorie „Facharbeiten“.

Die Gesellschaft für Erdkunde zu Köln (GfE) hat Greta Bokeloh drei Fragen zu ihrer Facharbeit gestellt. Der Titel der ausgezeichneten Arbeit lautet: „Stellwerk 60“ – die autofreie Siedlung in Köln-Nippes im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Vorbildfunktion.

GfE: Welche Fragestellung haben Sie bei Ihrer Facharbeit untersucht?

G. Bokeloh: Ich habe die autofreie Siedlung in Hinblick auf Ihre Nachhaltigkeit und Vorbildfunktion analysiert. Dabei habe ich eine Umfrage innerhalb der Siedlung gemacht sowie mich mit dem Vorsitzenden der Siedlung Hans-Georg Kleinmann getroffen, um mir ein genaueres Bild über das Stellwerk 60 zu verschaffen.

Ab hier autofrei (Foto: G. Bokeloh)

GfE: Was haben Sie dabei herausgefunden?

G. Bokeloh: In der  Kölner Siedlung „Stellwerk 60“ ist das Konzept autofreien Lebens sehr überzeugend umgesetzt worden. Das Projekt hat sich vor allem auf den ursprünglichen Ansatz konzentriert, seinen Bewohnern im städtischen Raum ein Leben ohne Auto zu ermöglichen. Der Standort auf einer brachliegenden, ehemaligen Werksfläche der Bahn in Innenstadtlage ist dafür hervorragend geeignet. Die Bewohner können auf die vorhandene städtische Infrastruktur des lebendigen Stadtteils Köln-Nippes zugreifen, ohne dabei weite Wege zurückzulegen. Das neue Konzept ist vollständig in bestehende Stadtstrukturen eingebettet und bietet gleichzeitig etwas völlig Neues im städtischen Raum Kölns. Es werden Alternativen zum Autoverkehr aufgezeigt. Im Mittelpunkt steht das Fahrrad als nachhaltiges Verkehrsmittel, das nur die eigene Energie verbraucht, mit dem man weder im Stau steht noch einen Parkplatz suchen muss. Das Projekt bietet darüber hinaus auch weitergehende ökologisch-soziale Ansätze, nachhaltig miteinander zu leben, lässt seinen Bewohnern aber die individuelle Freiheit und Verantwortung, diese selbst zu intensivieren.

Bei den Bewohnern scheint sich nicht nur die Einstellung verändert zu haben, dass man irgendwie umweltfreundlicher leben müsste, sondern sie handeln in puncto Autonutzung auch danach.  Dies bietet ein nachahmenswertes Modell für andere Menschen und Projekte, das auch in der Öffentlichkeitsarbeit und bei Führungen durch die Siedlung genutzt wird.

Bei der Frage nach der Vorbildfunktion von „Stellwerk 60“ kann festgestellt werden, dass die Zufriedenheit der autofreien Bewohner über die hinzugewonnene Lebensqualität einen Beitrag zu einem allmählichen und nachhaltigen Wandel in der Gesellschaft leisten kann.

GfE: Warum hat das Thema Ihrer Arbeit eine aktuelle Bedeutung?

Ausschnitt aus der Facharbeit zur Aktualität und Bedeutsamkeit des Themas:

„Klimawandel, seine katastrophalen Auswirkungen und die von uns Menschen bewirkten Ursachen wie Umweltverschmutzung, CO²-Ausstoß und Maßlosigkeiten im Verbrauch von Rohstoffen, Energie und Nahrung sind heute ein existenzielles Thema. Wissenschaftler gehen davon aus, dass unsere Erde in der Zukunft nicht mehr bewohnbar sein wird, wenn wir unser Verhalten nicht grundsätzlich ändern und unsere Lebensgrundlagen systematisch bewahren. Gesucht wird daher nach intelligenten Alternativen zu bisherigen Lebens-, Wohn- und Transportweisen.“