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„Es muss kein Widerspruch sein, sich für Klimaschutz zu engagieren und profitabel zu wachsen.“ – Bericht zum Say on Climate der GEA Group Aktiengesellschaft am 30. April 2024

von Maximilian Kühle*

Am 30. April 2024 ließ die GEA Group Aktiengesellschaft (GEA) aus Düsseldorf als erstes Unternehmen der DAX-Indexfamilie ihre Aktionäre einen konsultativen Say-on-Climate-Beschluss fassen. Diesen Mut belohnten die mit 81,28% des Grundkapitals (virtuell) anwesenden Aktionäre: Mit 98,44% der abgegebenen Stimmen billigten sie den vom Vorstand aufgestellten „Klimaplan 2040„.

Bereits in seiner einleitenden Rede legte der Vorstandsvorsitzende Stefan Klebert unter Verweis auf den Unternehmens-Purpose „Engineering for a better world“ die Nachhaltigkeitsbemühungen der GEA im Rahmen der sog. Mission 26 dar und erläuterte den Klimaplan 2040: Im Klimaplan 2040 skizziert GEA zahlreiche Maßnahmen, mit denen das bereits 2021 gesetzte Ziel erreicht werden soll, bis zum Jahr 2040 im Hinblick auf die gesamte Wertschöpfungskette, d.h. sowohl up- als auch down-stream (Scope-1, Scope-2 und Scope-3), emissionsneutral zu sein. Insbesondere die Tatsache, dass der Klimaplan 2024 auch die Scope-3-Emissionen einbezieht, honorierten die Stimmrechtsberater mit einer positiven Abstimmungsempfehlung.

Das ambitionierte Net Zero-Ziel möchte die GEA laut ihrem Klimaplan hinsichtlich der Scope-1- und Scope-2-Emissionen durch zusätzliche Investitionen in Höhe von 175 Millionen Euro bis 2040 erreichen. Als Beispiele nannte Klebert dabei die Modernisierung der 52 Standorte, die Elektrifizierung des gesamten Fuhrparks und den Bezug von 100% Grünstrom. Gleichwohl sieht er die größere Herausforderung bei der Reduktion der Scope-3-Emissionen. Um die Emissionen zu verringern, die mit der Nutzung der GEA-Produkte durch die Kunden verbunden sind, setzt Klebert auf Innovation, sodass die GEA-Maschinen möglichst wenig Ressourcen verbrauchen und Emissionen verursachen. Zusätzlich sollen die Kunden durch GEAs neuen Geschäftszweig „Add Better Consulting“ strategisch unterstützt werden, um eigene Klimaziele zu definieren und zu erreichen.

Klebert legte in seiner Rede zudem besonderen Wert darauf, dass GEA die Strategie im Umgang mit dem Klimawandel transparent und im Dialog mit den Aktionären festlege, ohne dabei die Verantwortung aus der Hand des Vorstands zu geben. Das am 30. April 2024 erfolgte, unverbindliche Votum solle in einem Drei-Jahres-Turnus wiederholt werden. Auf diese Weise will GEA Transparenz über den Fortschritt herstellen und sich sogleich der andauernden Unterstützung der Aktionäre vergewissern.

Die sich anschließende Generaldebatte stand zwar im Zeichen des Say-on-Climate-Beschlusses, eine hitzige Debatte zum Klimaplan 2040 blieb aber aus: Die Nachfragen zum Klimaplan zielten vor allem auf die genauen Beweggründe der Vorlage durch den Vorstand und die konkreten Auswirkungen der im Klimaplan 2040 avisierten Maßnahmen auf den Geschäftsbetrieb der GEA.

Stefan Klebert vertiefte insoweit die Ausführungen zu den bereits angesprochenen, in den 2030er-Jahren geplanten Maßnahmen sowie zu den standortspezifischen „Net Zero Audits“, womit GEA das jeweilige Dekarbonisierungspotenzial der einzelnen Standorte identifizieren möchte. Daneben stellte er auf Nachfrage klar, dass durch eine Verknüpfung der Klimaziele mit dem Vergütungssystem sichergestellt sei, dass die Führungskräfte der GEA einen zusätzlichen, persönlichen Anreiz haben, diese Ziele umzusetzen.

Sowohl Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) als auch Dieter Tassler von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) begrüßten ausdrücklich die Bereitschaft der Verwaltung, sich einer Aktionärsabstimmung zu stellen und die (unverbindliche) Zustimmung des Aktionariats zum Klimaplan 2040 einzuholen. [vgl. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/gea-erster-konzern-der-dax-familie-mit-klimaplan-bis-2040-19690482.html] Nach Tüngler habe GEA „einen Standard gesetzt und [sei] First Mover“. Offenbar kann es Unternehmen mithilfe eines Say-on-Climate-Beschlusses gelingen, Klimaschutz- und Aktionärsinteressen sinnvoll zusammenzuführen. Klebert sieht jedenfalls in der hohen Zustimmungsquote den Beleg dafür, dass es „kein Widerspruch sein [muss], sich für den Klimaschutz zu engagieren und profitabel zu wachsen.“ Er sprach insoweit von einem Stück Rechts- sowie Klimaschutzgeschichte. Nun gelte es, weitere Vorstände der DAX-Indexfamilie von einem Say on Climate zu überzeugen.


*Der Verf. ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Glade Michel Wirtz (Düsseldorf) und Doktorand am Osnabrücker European Legal Studies Institute (ELSI). Glade Michel Wirtz hat die GEA Group Aktiengesellschaft bei der gesellschaftsrechtlichen Umsetzung des Say on Climate auf der ordentlichen Hauptversammlung der Gesellschaft am 30. April 2024 beraten. Der Verf. bedankt sich bei Bastian Laue (Vice President Corporate Legal Affairs) und Dr. Jonathan Boeckmann (Senior Legal Counsel), beide Rechtsabteilung der GEA, für die Möglichkeit der Teilnahme an der Hauptversammlung der GEA vor Ort. (LinkedIn).

Zitiervorschlag: Kühle, Es muss kein Widerspruch sein, sich für Klimaschutz zu engagieren und profitabel zu wachsen.“ – Bericht zum Say on Climate der GEA Group Aktiengesellschaft am 30. April 2024, INUR-blog v. 13.06.2024 (abrufbar unter: https://blog.uni-koeln.de/inur-blog/es-muss-kein-widerspruch-sein-sich-fur-klimaschutz-zu-engagieren-und-profitabel-zu-wachsen-bericht-zum-say-on-climate-der-gea-group-aktiengesellschaft-am-30-april-2024/; zuletzt abgerufen am: ).