Was bedeutet Arbeit für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf? Was haben Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf für Perspektiven, wenn es um Teilhabe an Arbeit geht? Wo zeigen sich individuelle Bildungsbedürfnisse? Zu all diesen Fragen fehlen aktuell noch Antworten. Es fehlen belastbare Informationen zu den Bedarfen und Bedürfnissen dieser Personengruppe in Bezug auf ihre arbeitsweltliche Orientierung.
Hier setzt das Forschungsprojekt „Gemeinsam Perspektiven schaffen (GPS) – Ein Projekt zur Teilhabe von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf an Beruflicher Bildung und Arbeit“ an.
In Zusammenarbeit mit der BAG WfbM (Projektförderung und -koordination) und aus der gemeinsamen Entwicklung im Rahmen der verbandsinternen Arbeitsgruppe „Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf“ heraus, ist ein Projektvorhaben entstanden, das die Perspektive der Nutzer:innen, also von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf/ komplexen Behinderungen, die in Tagesförderstätten (Förder- und Betreuungsbereichen, Werkstatt angegliederten Arbeitsbereichen etc.) beschäftigt sind, in den Mittelpunkt weiterer Überlegungen und Entwicklungen stellt.
Um den Herausforderungen zu begegnen, wurde ein Vorhaben konzipiert, dass in enger (Forschungs-)Kooperation mit fünf Modelleinrichtungen und den Fachkräften vor Ort Möglichkeiten, Maßnahmen und Zugänge entwickelt, um etwas von Menschen zu erfahren, die sonst häufig nicht gehört (und verstanden) werden. Zentral ist dabei die Ermittlung von arbeitsbezogenen Bedürfnissen.

Das Forschungsprojekt verfolgt verschiedene Ziele:

  1. Wissenschaftlich fundierte Aussagen: Generierung belegter und begründeter Aussagen zur Bedeutung und zum Bedarf an Beruflicher Bildung sowie zur Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.
  2. Entwicklung eines Erhebungsinstruments: Entwicklung eines Erhebungsinstruments für Fachkräfte in Förderstätten / Werkstätten zur Bedürfnisermittlung unter Einbeziehung der Perspektive von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf im Kontext Beruflicher Bildung und Arbeit.
  3. Identifikation von Ansatzpunkten zur Entwicklung von Angeboten: Ansatzpunkte für die Gestaltung von Angeboten zur Teilhabe an Beruflicher Bildung und Arbeit für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.
  4. Exemplarische Gestaltungsmöglichkeiten: Entwicklung von exemplarischen Gestaltungsmöglichkeiten zur arbeitsweltlichen Orientierung von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.

Die Forschungsmethodik orientiert sich an den Prinzipien der teilhabeorientierten Forschung und wird in einem zirkulären und partizipativen Verfahren umgesetzt. Dieses umfasst die folgenden Elemente:

  • Berücksichtigung der Expertise aus der Praxis: Im ersten Schritt werden Fachkräfte zu ihren Erfahrungen und Perspektiven im Kontext der Teilhabe an Arbeit und beruflicher Bildung von Menschen mit komplexen Behinderungen befragt.
  • Forschungswerkstätten: In gemeinsamen Forschungswerkstätten werden (Forschungs-) Methoden (weiter-) entwickelt, die die Einbeziehung von Menschen mit komplexen Behinderungen in den Forschungsprozess ermöglichen.
  • Kollaborative und teilhabeorientierte Forschung: Die erarbeiteten Methoden werden gemeinsam mit den Fachkräften umgesetzt, um die arbeitsbezogenen Bedürfnisse der Zielgruppe zu ermitteln.

Am Ende dieses gemeinsamen Forschungsprozesses sollen Erkenntnisse vorliegen, die sowohl Ansatzpunkte für die Gestaltung von personorientierten Arbeits- und Bildungsangeboten als auch grundsätzliche Möglichkeiten zur Teilhabe an Arbeit und arbeitsbezogener Bildung für Menschen mit komplexen Behinderungen aufzeigen.
Parallel dazu wird in einem zweiten Teilprojekt eine quantitative Status Quo-Erhebung durch die BAG WfbM durchgeführt, die einen systematischen Überblick zu den institutionellen Rahmenbedingungen, den Zugangsregelungen zur Teilhabe und zum Personenkreis Menschen mit komplexen Behinderungen schaffen soll.