Panikstörung mit und ohne Agoraphobie
Von einer Panikstörung wird gesprochen, wenn eine Person wiederholt Panikattacken erlebt und befürchtet, dass solche Panikattacken erneut auftreten könnten. Wenn eine Person zusätzlich beginnt, spezifische Situationen wie z. B. Kaufhäuser zu vermeiden, da sie befürchtet, dort eine Panikattacke zu bekommen, spricht man von einer Panikstörung mit Agoraphobie. Besteht kein solches Vermeidungsverhalten, dann spricht man von einer Panikstörung ohne Agoraphobie. Eine kleine Gruppe von Patienten leidet ausschließlich unter Agoraphobie (dem Vermeiden von bestimmten Situationen aufgrund von Angst) und erlebt niemals Panikattacken. Diese Personengruppe erhält die Diagnose Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte.
Während einer Panikattacke suchen die Betroffenen oft Hilfe bei Begleitpersonen, rufen den Notarzt oder versuchen, sich an einen sicheren Ort zu flüchten (meist das eigene Zuhause). Viele Betroffene versuchen, angstauslösende Orte und Situationen möglichst vollständig zu meiden. Aus diesem Vermeidungsverhalten kann sich im Laufe der Zeit eine Agoraphobie entwickeln, die häufig mit einer Panikstörung einhergeht. Die gefürchteten Situationen können in Begleitung oder durch sogenannte „Sicherheitssignale“ (Medikamente, Telefonnummer des Arztes…) oft besser durchgestanden werden. Diese Verhaltensweisen führen jedoch nicht zu einer Besserung der Erkankung. In extremen Fällen sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, ohne Begleitung das Haus zu verlassen, wodurch das alltägliche Leben stark eingeschränkt wird.
Wie häufig ist die Panikstörung?
Panikstörung und Agoraphobie machen in der klinischen Praxis einen großen Anteil der Angstpatienten aus. Etwa 5-6% der Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Panikstörung mit Agoraphobie, an einer reinen Panikstörung „nur“ etwa 2-3%, wobei Frauen ein 2-3mal höheres Risiko haben zu erkranken. Durchschnittlich dauert es 7 Jahre, bis diese Angsterkrankungen richtig diagnostiziert werden. Dies liegt vor allem daran, dass sich Panikattacken oft vor allem in körperlichen Symptomen äußern und so schnell eine falsche Diagnose bzw. überhaupt keine Diagnose gestellt wird. Häufig suchen die Betroffenen viele Spezialisten für körperliche Erkrankungen auf, die ihnen wiederholte Male körperliche Gesundheit attestieren. Dies führt jedoch nicht zu einer Besserung der Symptome und den meisten Patienten bleibt ein Zweifel erhalten, ob nicht doch noch ein körperliches Problem übersehen worden sein könnte. Ohne angemessene psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung haben die Erkrankungen einen zumeist chronischen Verlauf, der sowohl bei Betroffenen als auch bei Angehörigen mit einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität einhergeht.