Das Forschungsprojekt widmet sich audiovisuellen Reportagen, die Aspekte von Filmarbeit zeigen. Heute unter der Bezeichnung »Making-of-Film« geläufig, wird die Frühphase dieser Gebrauchsfilmgattung in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von 1950 bis 1980 untersucht. Beim Korpus handelt es sich um vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen produzierte und ausgestrahlte Drehberichte über nationale wie internationale Kinofilmproduktionen. Vor dem Hintergrund dieser historischen Konvergenz von Film- und Fernsehkulturen ist das hervorstechendste Merkmal des Korpus, dass es sich um journalistisch-redaktionelle Beiträge handelt, die weitgehend unabhängig vom filmindustriellen Marketing entstanden sind. Die Erstellung des Korpus und dessen systematische Erforschung stellt ein film- und medienkulturwissenschaftliches Desiderat dar. Durch Recherche und Sichtung in Fernseharchiven wird das Korpus der Drehberichte zusammengestellt und dessen Metadaten sukzessive in einem Katalogsystem erfasst. Das zentrale Ziel ist, Drehberichte als Quellen für die historische Filmproduktionsforschung zu erschließen: mittels der Triangulation quellenkritischer, filmmotivischer und diskursanalytischer Methoden wird eine engere Auswahl der Drehberichte hinsichtlich der Darstellungs- und Artikulationsmodi von Filmarbeit analysiert. Wo der im Fernsehen ausgestrahlte Drehbericht des Untersuchungszeitraums eine Popularisierung kreativer Arbeit leistet, wird er – im Anschluss an Theoreme der Arbeits- und Mediensoziologie – schließlich auch als Indikator der sich seit den 1960er Jahren transformierenden Produktionskulturen in kapitalistischen Ländern perspektiviert. In letzterer Hinsicht begreift sich das Projekt als Beitrag zur Erforschung der Visuellen Kultur des Postfordismus in dessen Latenzphase.
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