Von der Couch ins Museum

#takeover #kulturquarantäne #Hannah Arendt #DHM

von Sabrina Musekamp

„Aufgrund der derzeitigen Abstands- und Hygienemaßnahmen steht uns nur ein beschränktes Kontingent an Tickets zur Verfügung. Wir empfehlen Ihnen für Ihren Besuch ein Online-Ticket zu erwerben. Trotz eines Online-Tickets kann es zu Wartezeiten kommen, sollte es in der Ausstellung zu voll werden. Wir bitten um Verständnis für die derzeitige Situation“ – heißt es auf der Seite des Deutschen Historischen Museums (DHM). Nicht nur das DHM ist gezwungen, auf Alternativen in Zeiten der Pandemie zurückzugreifen, um sein Kulturangebot zu präsentieren, viele andere Veranstalter*innen von Kulturangeboten sind davon betroffen. Irgendwie muss es ja weitergehen.

So bietet das DHM Museumsbesucher*innen aktuell die Möglichkeit, die Wechselausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“ im sogenannten Pei-Bau in Berlin zu besuchen. Zudem ist die Dauerausstellung des DHM bereits seit 1. Juli wieder im Zeughaus zu sehen. Wer jedoch lieber von zu Hause aus ins Museum gehen möchte, der kann sich auch gemütlich auf die Couch setzen. 

Denn unter „FOLLOW ONLINE“ wird Kulturinteressierten die Möglichkeit gegeben, mit einer Bildergalerie einen ersten Blick in die Sonderausstellungen zu Hannah Arendt zu werfen. In Kooperation mit rbbKultur sind zudem Hörcollagen entstanden, welche Arendts Thesen und die Kontroversen, die um diese entstanden, lebendig machen und näher beleuchten. Einige Beispiele dazu kann der Museumsbesucher im Virtuellen direkt in Verbindung mit der Bildergalerie setzen. Die drei- bis fünf-minütigen Beiträge laden die Zuhörenden ein, sich mit Arendts Gedankenwelt auseinanderzusetzen. Fast scheint es, als würde die Philosophin höchstpersönlich ihre Gedanken ausführen, und reagiert auch mal verärgert über eine Kritik, untermalt von ihrem energischen Ziehen an einer Zigarette.

Neben den Bildern und Hörcollagen können Besucher*innen außerdem einen Ausstellungs-Blog aufrufen. Für Arendt war ‚Urteilen‘ gleichbedeutend mit politischem Handeln. Im Rahmen der Ausstellung werden hier Filminterviews gezeigt, in denen Menschen aus verschiedenen Bereichen und Berufen von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Urteilen erzählen.

Die Bilder in Verbindung mit den Hörcollagen und Videos bieten ein umfangreiches Rahmenprogramm zur eigentlichen, analogen Ausstellung und regen auf unterschiedliche Arten dazu an, sich mit Hannah Arendt – und zugleich mit zentralen Themen des 20. Jahrhunderts – auseinanderzusetzen.

Interessant ist zudem, dass das DHM ein eigenes Projekt namens „LeMO = Lebendiges Museum Online“ betreibt, ein Online-Portal zur deutschen Geschichte. Dieses Portal existierte schon vor Corona. Hier laden Objekte, Texte, Zeitzeugenberichte und andere Dokumente dazu ein, zu entdecken, zu recherchieren und sich zu informieren. LeMO richtet sich an eine breite Zielgruppe, an Jugendliche und Senior*innen, an alle Geschichtsinteressierten.

Vielleicht ersetzt dieses Angebot keinen Ausstellungsbesuch. Doch durch wenige Mausklicks kann Zeitgeschichte lebendig werden – ein spannender Zugang, gerade für Nicht-Museumsgänger*innen. Schließlich ist es wichtig, dass wir Augen, Ohren und das Herz offenhalten und bereit für Neues sind. Einfach mal ausprobieren!

https://www.dhm.de/ausstellungen/hannah-arendt-und-das-20-jahrhundert.html

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