Heimspiel! Das Deutsche Theater in Berlin im Live-Stream

Das Deutsche Theater in Berlin ist ein besonderes Haus in der deutschsprachigen Theaterlandschaft, denn seit seiner Gründung 1883 hat das Deutsche Theater stets entscheidende Impulse gesetzt. Schon die Initiative 1883 um den heute leider fast vergessenen Adolphe L’Arronge war als ein Aufbruchssignal gedacht – eine Reformbühne von Schauspielerinnen und Schauspielern betrieben, die mehr bieten wollte als das seinerzeit übliche Unterhaltungstheater. (Obgleich wir darüber an anderer Stelle nochmals ausführlicher reden sollten…)

Nun hat sich auch das Deutsche Theater ein digitale Plattform eingerichtet, durch die es im Kontakt mit seinem Publikum stehen möchte. Es zeigt zentrale Inszenierungen, wobei neben neueren Arbeiten auch historische Inszenierungen im Programm sind. Auf einige sei hier besonders verwiesen:

»Die Weber« von Gerhart Hauptmann wurde 1894 im Deutschen Theater zum ersten Mal öffentlich aufgeführt unter der Regie des damaligen Intendanten Otto Brahm. Zu sagen, Wilhelm II. sei »not amused« gewesen, wäre wohl eine drastische Untertreibung – er sagte der »Rinnsteinkunst« (seine Worte) den Kampf an, was wiederum sein eigenes Hoftheater zu einer fast musealen Einrichtung machte… Aber was hat das Stück uns heute noch zu sagen? Michael Thalheimers Inszenierung von 2011 ist heute (15. 4.) und morgen bis 12h zu sehen.

Nächsten Dienstag gibt es die Möglichkeit für eine weitere Begegnung mit dem Regisseur Michael Thalheimer, diesmal mit seiner Inszenierung von Lessings »Emilia Galotti«. Lessings Drama war im 18. Jahrhundert ein Meilenstein in der Entwicklung bürgerlicher Theaterkunst, aber der zentrale Konflikt scheint doch sehr weit weg… Thalheimer fand in seiner Inszenierung aus dem Jahr 2001 eine eindrückliche und in ihrer Ästhetik herausfordernde Antwort.

»Der zerbrochene Krug« von Heinrich von Kleist ist eine der wenigen wirklichen Komödien in deutscher Sprache. Für dieses Stück ist das Deutsche Theater tief in das eigene Archiv eingestiegen und hat einen besonderen Schatz geborgen: Die Inszenierung von Thomas Langhoff aus dem Jahr 1990. Die Premiere am 30. November 1990 fand nur wenige Wochen nach der Herstellung der staatlichen Einheit am 3. Oktober statt. Thomas Langhoff inszenierte die Kleist’sche Komödie als Parabel auf ein politisches System, das im Scheitern ist. Gleichzeitig bietet der Gerichtsrat Walter, der betont, er meine es nur gut, schon wenn er komme, auch keine wirkliche Alternative.

Die Inszenierung wurde schon damals als eine Antwort auf den historischen Moment gelesen – dafür stand nicht nur der Regisseur Thomas Langhoff, der als Intendant das Deutsche Theater in die neue Theaterrealität des wiedervereinigten Berlins führte. (Sein Vater Wolfgang hatte das Deutsche Theater unmittelbar nach Kriegsende geleitet und seine Biographie war auf das Engste mit dem Haus verwoben.) Die Inszenierung zeigt auch die Stärke des Schauspielerensembles des DT jener Zeit – eine seltene Dichte an herausragenden Darstellerinnen und Darstellern – Jörg Gudzuhn als Adam, Gudrun Ritter als Marie, Ulrike Krumgiebel als Eve lassen in dieser Inszenierung erkennen, wieso der Ruhm des Deutschen Theaters immer auch auf seinem Ensemble gründete.

Zu sehen ist die Inszenierung ab dem 23. April 18h.

Das Deutsche Theater im Heimspiel findet sich unter:

https://www.deutschestheater.de/programm/aktuelles/dt-heimspiel/

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