Liebe Leser*innen,
dieser Weblog ist aus dem Seminar Einführung in die Sound Studies I: Definitionen und Konzepte hervorgegangen, welches ich im Sommersemester 2017 am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln leitete. Das Ziel der Lehrveranstaltung bestand darin, die Studierenden mit einigen grundlegenden Problemstellungen der Sound Studies vertraut zu machen, wobei die naheliegende Frage nach einer Bestimmung der in Rede stehenden Forschungsrichtung am schwersten zu beantworten war. Der Grund dafür ist recht simpel: Die seit den 1970er-Jahren vornehmlich englischsprachig betriebenen Sound Studies markieren keine fest umrissene Disziplin mit einer distinkten Fachgeschichte. Ihre Inhalte, Ansätze und Methoden sind mindestens so zahlreich wie die Einzelpersonen, die sich mit je anderen disziplinären Vorzeichen allen möglichen Erscheinungsarten des Klingenden zuwenden, sei es aus soziologischer, philosophischer, anthropologischer, biologischer, medizinischer, ökologischer, ingenieurwissenschaftlicher oder technikgeschichtlicher Perspektive. Ein Konsens besteht lediglich in Bezug auf den Gegenstandsbereich klanglicher Phänomene, unabhängig davon, ob diese auf natürlichem Wege, als Folge absichtsvoller menschlicher Handlungen oder allein in der Vorstellungswelt eines Individuums zustande kommen. Musik und verwandte Organisationsformen klingenden Materials (z. B. akustische Kunst, Klanginstallation, Lautpoesie, Hörspiel, Filmton, Game Audio) können dabei ebenso in den Blick geraten wie die klangliche Ausgestaltung von Wohn- und Lebensräumen, technologische Transformationen der Hörwahrnehmung, akustische Täuschungen und Halluzinationen oder Kommunikationsleistungen im Tierreich.
Um diesem Pluralismus der Themenfelder ansatzweise gerecht werden zu können, haben wir uns im Seminar der Lektüre von Schriften aus verschiedenen Wissenskulturen des Sounds gewidmet. Unser Blog enthält vorwiegend ausgewählte studentische Rekapitulationen der erarbeiteten Texte. Die Beiträge richten sich nicht primär an ein Fachpublikum, sondern sollen der interessierten Öffentlichkeit einen ersten Einblick in die Sound Studies geben und im Idealfall zu weiteren Lektüren anregen. Aus diesem Grund haben wir entschieden, unsere Postings hauptsächlich auf Deutsch und dabei möglichst allgemein verständlich abzufassen. Gelegentliche Verkürzungen komplexer Sachverhalte nehmen wir bewusst in Kauf und bitten alle Expert*innen, diese nachsichtig zu rezipieren.
Eingedenk der Entstehungsumstände unseres Blogs können wir mit keiner regelmäßigen Publikationsfrequenz aufwarten. Trotzdem lohnt es sich, hin und wieder vorbeizuschauen. Denn von Semester zu Semester werden neue Inhalte hinzukommen. Einstweilen wünsche ich viel Spaß beim Lesen und verbleibe
mit den besten Grüßen
Ihr
Marcus Erbe