Japan und Japanisch kennen lernen an der KölnerKinderUni

Seit etwa 20 Jahren bietet die KölnerKinderUni als Kooperationsprojekt der Kölner Wissenschaftsrunde kostenfreie wissenschaftsorientierte Veranstaltungen an, bei denen Kinder von der dritten bis zur sechsten Klasse praxisnah einen Einblick in die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Kölns Universitäten bekommen können. In diesem Jahr haben zwei unserer Lehramtsstudierenden in Zusammenarbeit mit dem Japanischen Kulturinstitut (JKI) einen Workshop zum Thema des jahreszeitlich bestimmten Essens gestaltet, um so die teilnehmenden Kinder an die japanische Sprache und Kultur heranzuführen.

Aus der Idee heraus, dass eine gewisse Aufmerksamkeit der Natur gegenüber in Japan besonders verankert ist und sich weit mehr als in Deutschland im Essen widerspiegelt, entstand das Konzept der diesjährigen KinderUni-Veranstaltung „Japan und Japanisch kennen lernen“.

Zwar gibt es natürlich auch bei uns saisonales Essen, wie z. B. Spargel oder Erdbeeren, die den Frühling einläuten, doch hat die jahreszeitliche Ausrichtung in Japan einen anderen Stellenwert und bestimmt den Alltag viel stärker mit. Um einige der für die japanischen Jahreszeiten typischen Speisen kennen zu lernen, wurden die Kinder in vier Gruppen aufgeteilt und lasen zunächst einmal kleine Texte dazu. Zu manchen der Gerichte gab es auch Videomaterial. Unter Anleitung von Katharina Dudzus (JKI) sowie Sarah Berg, Ella Zacharias und Monika Unkel (Japanologie Köln) ordneten die Kinder dann den Fotos von
Nahrungsmitteln die japanischen Begriffe zu und lernten so nicht nur etwas Japanisch, sondern gewannen durch die Videos und Beschreibungen auch gleich noch einiges an Hintergrundwissen rund um die Zubereitung und Bedeutung der verschiedenen Speisen. Aufgrund der Erklärungen und des visuellen Inputs fiel es den Kindern relativ leicht, auch unbekannte Gerichte oder Zutaten wie Shabu-shabu しゃぶしゃぶ (eine Art Feuertopf),
Nabe 鍋 (Eintopf), Hanami-dango 花見団子(dreifarbige Reisbällchen zur Kirschblüte) oder Lotuswurzeln und Bambus richtig zuzuordnen.

Dank unterschiedlicher Klimazonen und ausgeprägter Jahreszeiten wächst und gedeiht in Japan eine Vielzahl von Lebensmitteln und auch die typischen fermentierten Würzpasten und -saucen wie Miso und Sojasauce konnten sich hier insbesondere dank der hohen Luftfeuchtigkeit gut entwickeln. 2013 hat die UNESCO das traditionelle japanische Essen – washoku 和食 – in ihre Liste immaterieller Kulturgüter aufgenommen. Zwar wird in der Beschreibung der UNESCO ein besonderes Augenmerk auf die Neujahrstradition gelegt, doch wird hier auch ganz allgemein ein besonderer Respekt für die Natur und der damit verbundene nachhaltige Einsatz von Ressourcen hervorgehoben. Das Konzept von shun 旬, der jeweiligen Hochsaison, spielt in Japan eine prägnante Rolle, da das Essen den Wandel der Jahreszeiten abbilden und spürbar machen soll. Die Saison wird dabei von hashiri 走り eingeleitet, wenn die Vorfreude überwiegt, weil z. B. die ersten japanischen Erdbeeren in den Geschäften auftauchen und die erste Ernte gekostet werden kann. Zwar sind diese vermutlich noch etwas zu unreif, doch versprechen sie bereits den Genuss von shun und erinnern an das letzte Jahr. Während der nun folgenden Hochsaison eines jeden Nahrungsmittels erreichen Geschmack, Konsistenz und Nährwerte dann ihren Gipfel, auf den mit nagori 名残 schließlich eine gewisse Wehmut folgt, wenn die Saison sich ihrem Ende zuneigt und nur noch ein paar letzte Exemplare zu finden sind, die uns, wenn auch bereits etwas überreif, doch noch ein letztes Mal die Speisen der Saison genießen lassen. In dieser Art werden Zutaten wie Gemüse, Obst und Meeresfrüchte, aber auch die daraus entstehenden Gerichte jedes Jahr aufs Neue willkommen geheißen und zelebriert. Jede Phase innerhalb einer Saison bringt neue Gerichte mit sich, die die feinen Unterschiede in Geschmack, Konsistenz und Nährwert der Lebensmittel, die sich im Verlauf ihrer jeweiligen Ernte- oder Fangzeit ergeben, in den Fokus rücken und für sich selbst sprechen lassen. Das besondere Gefühl für die Jahreszeiten (kisetsukan 季節感) steht dabei im Vordergrund und soll nicht nur von den Gerichten selbst, sondern auch der Art der Zubereitung und Präsentation unterstützt werden, die mit den jahreszeitlichen Gerichten harmonieren und diese optisch und haptisch unterstreichen. Im Sommer kommen so z. B häufig gläserne Schalen zum Einsatz, die selbst Kühle und Frische ausstrahlen, und wie von den Kindern ganz richtig erkannt, finden wir im Winter Nabe und Shabu-shabu, die für Behaglichkeit und Wärme sorgen.

Wie eingangs erwähnt, sind saisonales Essen und die Freude über besonders schmackhafte Kürbisse, Tomaten oder Maronen per se nichts Ungewöhnliches. Dennoch ist diese Vorfreude in der japanischen Kultur vielleicht ein wenig tiefer eingebettet, sie ist Teil des Alltags und bestimmt diesen mit. Shun ist allgegenwärtig und man gewinnt leicht den Eindruck, dass alles danach ausgerichtet ist – der Anblick einer Stadt wie Kyôto, die zur Zeit der Kirschblüte gänzlich in verschiedenen Nuancen von Rosa erstrahlt, wenn Ladenfronten, Supermarktregale, Snacks, Getränke und traditionelle Speisen mit den vergänglichen Schönheiten wetteifern, ist genauso unvergesslich wie das erste Hanami-dango.

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Die Neuordnung des Wissens und DFG-geförderte Projekte

Die ersten drei Jahre des durch die DFG geförderten Projekts zur Neuordnung des Wissens, über das hier im Blog bereits berichtet wurde, gingen im Februar 2023 zu Ende. Während die letzten Arbeiten verrichtet wurden, nahm sich Martin Thomas, einer der beiden Projektmitarbeiter, die Zeit für ein kurzes Interview, um die vergangenen drei Jahre Revue passieren zu lassen und uns zu erklären, wie ein „DFG-Projekt“ konkret aussieht.

Wie muss man sich so ein DFG-Projekt eigentlich vorstellen und was sind dessen Besonderheiten?

Martin Thomas: DFG steht für Deutsche Forschungsgemeinschaft, und DFG-Projekte haben wie alle Projekte zunächst einmal eine zeitliche Befristung, die bereits bei der Beantragung festgelegt wird – in unserem Fall waren das drei Jahre. Ferner hat man gegenüber dem Mittelgeber die Verpflichtung festzuhalten, wie und wofür die bewilligten Gelder ausgegeben werden. Dies ist vor allem bei der Planung von Tagungen wie unserer Konferenz im Januar zu beachten. Ein positiver Aspekt von DFG-Projekten, zumindest aus meiner Sicht, ist die Tatsache, dass die Beteiligten keinerlei Lehrverpflichtungen haben und sich somit voll und ganz auf die Projektarbeit konzentrieren können. Prinzipiell ist es natürlich großartig, dass Bund und Länder Gelder für Forschungsvorhaben zur Verfügung stellen, die personell und finanziell ansonsten nicht zu stemmen wären.

Wie läuft so ein Projekt denn eigentlich ab? Und wie kann man sich den Arbeits- und Projektalltag vorstellen?

Martin Thomas: Zunächst wird vor Beginn des Projekts ein umfangreicher Projektantrag eingereicht. Dieser stellt dar, was genau untersucht werden soll, wie der aktuelle Forschungsstand zu dem Thema ist, welche Vorarbeiten dafür bereits von Antragstellerseite geleistet wurden und welche Ziele das Projekt hat. Darüber hinaus wird ein konkretes Arbeitsprogramm formuliert, welche Schritte zu welchen Zeiten und mit welchen Untersuchungsmethoden vorgesehen sind. Schließlich muss auch noch festgehalten werden, wie mit den gewonnenen Daten nach Abschluss des Projekts verfahren wird. Und last but not least enthält der Projektantrag auch eine Kostenkalkulation. Allein in diesem Antrag steckt schon sehr viel Arbeit.

Ich will aber jetzt auf den Zeitraum eingehen, an dem ich direkt beteiligt war. Unser Projekt lässt sich dabei grob in drei Phasen unterteilen.

Die Anfangszeit war vor allem von der Anfertigung einer wissenschaftlichen Edition des im Fokus stehenden Textes, dem Otoko setsuyôshû nyoi hôju taisei 男節用集如意宝珠大成 (Das vollendete Wunschjuwel: Die zeitersparende Sammlung für den Mann), geprägt. Hierbei handelt es sich um ein zum Genre der setsuyôshû (Sammlungen [von Wörtern] für den zeitsparenden Gebrauch) gehörendes Wörterbuch aus dem 18. Jahrhundert. Neben der Entzifferung des Originals und dem Übertrag desselben in eine professionelle Software für Textgestaltung mussten wir uns hierbei beispielsweise auch Gedanken über die Editionsrichtlinien machen, da in dem Werk viele Zeichenvarianten, sogenannte itaiji 異体字, verwendet werden. Diese Zeichenvarianten sind häufig nicht in den standardisierten Fonts enthalten, so dass die Aufnahme einer Zeichenvariante in die Edition als Folgeschritt auch die Erstellung dieses Zeichens in einem eigenen Fontprogramm nach sich zog. Generell hat der Prozess der Edition sehr viel Zeit in Anspruch genommen, weil sich das Werk aufgrund vieler Kommentare und Alternativschreibungen, die sich unterhalb der einzelnen Einträge (Lemmata) des Wörterbuchteils finden, als überaus komplex herausstellte. Nicht zu vergessen ist auch der Umstand, dass wir zu Beginn natürlich erst einmal so viele Drucke wie möglich beschaffen mussten, da Abrieb, Verunreinigungen und Wurmfraß je nach Exemplar das Lesen und Entziffern erschweren.

In der zweiten Projektphase standen dann die Arbeiten an der geplanten Datenbank im Mittelpunkt. Diese begannen mit der Konzeption, die ebenfalls komplex und damit sehr zeitintensiv war. Zunächst machten wir uns daher in Rücksprache mit unserem Webdesigner Horst Plambeck und unserem Programmierer Joachim Riegers, denen wir sehr viel im Hinblick auf die erfolgreiche Umsetzung unserer Ideen zu verdanken haben, in zahlreichen Meetings Gedanken darüber, welche Daten der beiden zu erfassenden Werke – neben dem Otoko setsuyôshû nyoi hôju taisei sollte auch das bereits von Prof. Köhn zuvor vollständig edierte Onna setsuyô mojibukuro 女節用文字袋 (Der Wortbeutel der zeitsparenden Sammlung für die Frau) in die Datenbank aufgenommen werden – und ihrer Lemmata verarbeitet und vor allem später auch über die Online-Suchfunktion nutzbar gemacht werden sollten. Nachdem das Korpus feststand, mussten die angefertigten Editionen für den digitalen Datenabruf aufbereitet werden. Dies erfolgte durch einen Übertrag der Editionen in eine Excel-Datei, die später als CSV-Datei exportiert wurde. Für diesen Schritt waren im Wesentlichen unsere beiden studentischen Mitarbeiter Daniel Döbbeler und Michail Ketikidis zuständig, denen ich auf diesem Wege auch noch einmal unseren Dank aussprechen möchte. Geprägt waren die Arbeiten an der Datenbank häufig durch Austüfteln und Testen neuer Funktionen. Es mussten Regelungen für die Darstellung von im Werk zu findenden Lesehilfen (furigana 振り仮名) oder der bereits angesprochenen Zeichenvarianten gefunden werden. Darüber hinaus stellte uns die Heterogenität der beiden Werke in Bezug auf die Gestaltung ihrer Lexikonteile, d. h. vor allem die unterschiedliche Anzahl an Themenfeldern mit voneinander abweichenden Bezeichnungen, vor große Herausforderungen.

Die Planung und Durchführung der Abschlusstagung bildeten dann gewissermaßen die dritte und letzte große Phase des Projekts. Durch die COVID-19-Pandemie war es uns in den ersten beiden Jahren leider nicht möglich, mit anderen Forscher:innen im Rahmen
eines Workshops zum japanischen Buchdruck der Edo-Zeit (1603-1868) in Kontakt zu treten. Dies wollten wir zumindest am Ende der Projektlaufzeit unbedingt nachholen. Und da wir Teilnehmer:innen aus Japan, den USA und Europa gleichzeitig online und vor Ort in Köln bei der Tagung dabei haben wollten, hatten wir bei der inhaltlichen und zeitlichen Abstimmung des Programms mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen. Am Ende ist uns das jedoch ziemlich gut gelungen, wie ich finde.

Eben haben Sie bereits den Austausch zu anderen Wissenschaftler:innen, die im Bereich des japanischen Buchdrucks forschen, angesprochen. Wie rege waren denn die Kontakte?

Martin Thomas: Vor und nach der Tagung standen wir mit einigen Wissenschaftler:innen eng im Kontakt, konnten Fragen stellen oder gemeinsam Probleme erörtern. Generell habe ich den Eindruck, dass durch die Tagung die Forschungsgemeinschaft dieses besonderen akademischen Felds ein wenig näher zusammengerückt ist. Auch beim Japanologentag, auf dem wir im August 2022 die Betavariante der Datenbank vorgestellt haben, konnten wir bereits ein wenig mit der Community in Kontakt treten. Mehr ist sicher immer möglich, aber in Anbetracht der COVID-19-Pandemie können wir mit dem Output im Großen und Ganzen wohl recht zufrieden sein.

Wie geht es mit dem Projekt jetzt weiter und wie ist der wissenschaftliche Ausblick?

Martin Thomas: Der von der DFG finanzierte Projektzeitraum ist jetzt erst einmal zu Ende. Das Projekt an sich läuft allerdings noch weiter. So wird sich Prof. Köhn fortan darum kümmern, dass die Datenbank weiter vervollständigt wird, damit sie künftig auch von einer interessierten Öffentlichkeit genutzt werden kann. Für den Moment kann ich zumindest so viel verraten, dass wir mit der Unterstützung aller genannter Beteiligten ein optisch sowie inhaltlich wirklich ansprechendes Forschungstool erstellt haben, mit dem äußerst komfortabel nach edo-zeitlichem Vokabular gesucht werden kann, und das auf zahlreiche verschiedene Weisen. Seien Sie also alle gespannt!

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

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Internationale Tagung zur Kommerzialisierung von Wissen im edozeitlichen Japan

Vom 12.–14. Januar fand anlässlich des Abschlusses des DFG-Projekts zur Neuordnung des Wissens die internationale Tagung „The Commercialization of Knowledge in Edo Period Japan – Publishers, Editors, Print Products, and Their Impact on Pre-modern Cultural Life“ im Neuen Senatssaal der Universität zu Köln statt.

Zum historischen Hintergrund: Nach dem Sieg der Tokugawa in der Schlacht von Sekigahara unterlagen viele Bereiche in Japan erheblichen Veränderungen. So verloren die alten Geschlechter an Macht und die Samurai wurden vom Land in die Stadt gezogen. Mit dem Aufblühen des städtischen Lebens in der Edo-Zeit (1603–1868) ergab sich auch ein starker Wunsch nach Konsum in den verschiedensten Bereichen wie Handel, Landwirtschaft, Geldwesen und selbstverständlich auch bei der Herausgabe von Büchern. Der Aufstieg privater Verlagshäuser zunächst in Kyôto brachte eine hoch kommerzialisierte und hart umkämpfte Verlagsindustrie hervor, die sich auch auf das wachsende Edo ausweitete.

Die Vielzahl der nichtfiktionalen Literatur, die während dieser Zeit herausgegeben wurde, zeigt deutlich, dass Wissen selbst beliebt und gleichermaßen lukrativ geworden war, worauf die um die neu gewonnene Kundschaft konkurrierenden Herausgeber prompt reagierten. Eben diese verschiedenen Genres von Handbüchern und Leitfäden, die hieraus erwuchsen, waren das zentrale Thema der Tagung. In dem Versuch, durch deren nähere Betrachtung neue Erkenntnisse über die zunehmende Bedeutung der Sammlung und Weitergabe von Wissen im wirtschaftlichen sowie soziokulturellen Kontext zu gewinnen, fanden sich zahlreiche Teilnehmende aus den USA, Europa und Japan vor Ort und via Zoom zusammen, um sich über die Forschung rund um die Verbreitung und Vermarktung von Wissen im vormodernen Japan auszutauschen.

Durch die Beschäftigung mit Verlagen und Herausgebern sowie der Strategie der Vermarktung und Vermittlung von Wissen wird, wie beispielsweise der Beitrag von Mary Elizabeth Berry aufzeigte, ein Abbild der kulturellen Landschaft und Gesellschaft geschaffen. Dieser Ansatz sollte auch als Kontextualisierung der Tagung fungieren, die eine historische Einordnung des Themas im Hinblick auf die sozialen Konventionen und Ängste der Bevölkerung bot. Auf diese Weise wurde die alltägliche Bedeutung der im Verlauf der Tagung behandelten Werke besonders plastisch und eindrücklich dargestellt.

Die Beweggründe für die neuen Entwicklungen auf dem Setsuyôshû-Markt zum Ende des 18. Jahrhundertse hinterfragte auch der an dem DFG-Projekt beteiligte Martin Thomas. Konkret beschäftigte er sich damit, was die Herausgeber wohl dazu angetrieben haben mag, die finanziellen Risiken alternativer Nachschlagesysteme einzugehen, und welchen Ansatz sie verfolgt haben mögen, um auf dem wachsenden und umkämpften Markt Fuß zu fassen und letztlich auch Profit zu generieren.

Ob die im Fokus der Tagung stehende Kommerzialisierung die Genauigkeit und Entwicklung von Wissen beeinträchtigte, konnte in den Diskussionsrunden zwar nicht abschließend geklärt werden, allerdings bleibt festzuhalten, dass ähnlich wie heute manche Herausgeber und Verlagshäuser möglicherweise vertrauenswürdiger als andere bzw. für ihre Genauigkeit bekannt waren und unter gelehrten Lesenden entsprechende Anerkennung genossen.

Auf den ganz praktischen Nutzen von Handbüchern, Leitfäden und Nachschlagewerken sowie ihren Einsatz im täglichen Leben gingen z. B. Annick Horiuchi, Eike Grossmann und Christoph Reichenbächer ein, die darlegten, wie Wissen generiert, neu strukturiert und in Umlauf gebracht wurde und wie dieses in Form von kurzen Nô-Gesängen in den Alltag integriert wurde oder zur Vermarktung regionaler Produkte genutzt werden konnte.

Stephan Köhn, Paul Schoppe, Martin Thomas

Mit der Sammlung und Verbreitung von Wissen sowie dessen Wiederaufbereitung und Transformation befassten sich neben Matthias Hayek und Kaori Hayami auch Paul Schoppe und Stephan Köhn. Paul Schoppe konzentrierte sich in seiner Präsentation insbesondere auf das Quellenmaterial und den Redaktionsprozess des Otoko setsuyôshû, eines der beiden zentralen Werke des DFG-Projekts, und führte aus, inwieweit die Vorgehensweise möglicherweise zu einer Revision von Wissen beigetragen hat. Das zweite Hauptwerk des DFG-Projekts war hingegen zentrales Thema von Stephan Köhn, der aufzeigen konnte, wie durch Interpunktion und Verringerung von Kanji sowie Anmerkungen und Appendizes dieses Setsuyôshû auf Frauen zugeschnitten wurde. Darüber hinaus ging er darauf ein, inwiefern davon auszugehen sei, dass ein „Recycling“ bereits veröffentlichter Bücher stattfand bzw. der Editor womöglich sogar eine raubkopierte Version eines anderen Werkes besessen und zur Zusammenstellung des Onna setsuyôshû verwendet haben mag. Eben mit der hieraus resultierenden Frage des Urheberrechts während der Edo-Zeit am konkreten Beispiel der Setsuyôshû konnte Satô Takahiro Gesetzeslage und Regularien der Herausgebergenossenschaften beleuchten ebenso wie die Probleme, die daraus hervorgingen, sowie die Folgen der späteren Auflösung zahlreicher dieser Genossenschaften, die es nahezu unmöglich machte, das Urheberrecht weiter konsequent durchzusetzen und das Erscheinen einer Vielzahl von Reproduktionen mit sich brachte.

Mit der Vorstellung der „Database of Early Modern Illustrated Encyclopedias“ durch Ishigami Aki sowie insbesondere der digitalen Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin durch Christian Dunkel wurden zudem Möglichkeiten der Quellenforschung vorgestellt und durch letzteren am Beispiel diverser Anschaffungen im Rahmen des DFG-Projekts auch die Richtlinien und Abläufe (vormoderner) Neuerwerbungen dargelegt. Gerade die Teilnehmenden aus dem Ausland konnten so einen Einblick in die Arbeit und Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin gewinnen, wobei betont wurde, dass vor allem die rege Nutzung der Sammlung sowie Vorschläge und Anschaffungswünsche ihre Notwendigkeit anzeigen und weitere Förderungen rechtfertigen lassen.

Nicht nur die interessanten Beiträge und angeregten Gespräche in den Diskussionsrunden, Kaffee- und Mittagspausen, sondern auch die ausgelassene Stimmung, bei der man den Teilnehmenden deutlich anmerkte, wie glücklich sie waren, die Atmosphäre einer Tagung in Anwesenheit auskosten und wieder mit Kolleg:innen und Freund:innen die Forschung zum vormodernen Japan weiterentwickeln zu können, machten die Tagung zu einem großen Erfolg. Zwar waren selbst drei Tage zu kurz, um alle Themen bis ins letzte Detail zu erörtern, und so blieben viele Fragen ungeklärt und mussten auf später vertagt werden. Ein tieferes Verständnis über die verschiedenen Aspekte des Tagungsthemas konnte sicherlich aber dennoch gewonnen werden und so können wir uns auf die Veröffentlichung des Tagungsbands freuen.

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Der Lehrpreis der philosophischen Fakultät und die Zukunft der Lehre

Foto: Qualitätsmanagement / Philosophische Fakultät

In jedem Studienjahr wird an diejenigen Lehrenden mit den besten Evaluierungs-ergebnissen der Lehrpreis der Philosophischen Fakultät verliehen. Im Dezember 2022 ging eine der beiden Ehrungen im Rahmen einer Lehrevaluation, die im WS 2021/22 und SoSe 22 an zwölf Instituten der Fakultät durchgeführt worden war, an Prof. Köhn. Die Evaluierung erfolgte inmitten der Corona-Pandemie, als der komplette Lehrbetrieb auf virtuellen Unterricht umgestellt werden musste – eine ganz besondere Herausforderung für alle Lehrenden. Wir haben daher die Ehrung zum Anlass genommen, mit Prof. Köhn über die Evaluierung und seine ganz persönlichen Erfahrungen aus der Onlinelehre in dieser schwierigen Zeit zu sprechen.

Prof. Köhn, zunächst einmal, wie läuft eine solche Lehrevaluation eigentlich ab und wie wirkt sich diese auf Ihre Lehre und das Angebot am Institut aus?

Prof. Köhn: Für die Evaluierung werden den Studierenden über Ilias eine Fülle an Fragen zu Unterrichtsaufbau und -konzept, der Performance der Dozierenden, Fachwissen, Vorbereitung etc. gestellt, woraus sich die einzelnen Punkte des Evaluierungsergebnisses schließlich addieren.

Natürlich hat die Evaluierung bis zu einem gewissen Grad Einfluss auf die Gestaltung der Lehre – schließlich will man sich als Lehrender ja auch irgendwie verbessern. Auf den konkreten Inhalt der Veranstaltungen wirkt sich das aber weniger aus. Die Inhalte werden vor allem im Team abgestimmt und orientieren sich u. a. auch an den Bedürfnissen und Interessen der Studierenden. So können z. B. angeregte Diskussionen in einer Veranstaltung oder aber auch Interessensbekundungen im persönlichen Gespräch durchaus zur Entwicklung einer neuen Seminaridee beitragen, auf die man vielleicht von alleine gar nicht gekommen wäre. Was uns in der Japanologie dabei sicherlich auszeichnet, ist die Tatsache, dass wir uns in jedem Semester bemühen, neue Themen und Seminare anzubieten. Lehre macht mir – und natürlich auch dem Rest des Teams – einfach großen Spaß, und ich arbeite mich gerne in neue Themen ein, um mein Wissen stetig zu erweitern. Das ist schließlich der große Reiz an einem Lehrberuf! Aber das sei auch gesagt: Sich in ein neues Themenspektrum immer wieder neu einzulesen, ist auch ziemlich zeitintensiv und nervenaufreibend.

Wie nehmen die Studierenden die Evaluation auf?

Prof. Köhn: Das ist für uns Dozierende schwer nachzuvollziehen, zumal diesmal zwei Evaluierungen parallel abliefen. Das war für die Studierenden sicherlich eine große Zusatzbelastung, da sie sich gegen Ende des Semesters ohnehin in der Klausurphase befanden. Umso mehr habe ich mich daher über die rege Beteiligung und die gewissenhafte Beantwortung gefreut. Die Kommentare stellen ein wertvolles Feedback für mich dar. Die Evaluierung ist wie ein Spiegel. Man kann gut erkennen, ob man etwas ändern muss oder ob etwas gut ankommt. Man sieht, wo es Probleme gibt oder wo die Möglichkeit zur Selbstoptimierung besteht – die gibt es „leider“ immer. Und natürlich auch, ob das eigene positive Gefühl über den Verlauf der Veranstaltung auch von den Studierenden wirklich geteilt wird. Selbstverständlich freut man sich über eine hohe Punktzahl (auch wenn man das nicht laut sagen darf …笑), aber man möchte auch konkret wissen, welchen Teil die Studierenden gut fanden oder was besonders hilfreich für die eigene Wissenserweiterung war. Inwieweit die Studierenden die Evaluierung allerdings als Mittel zur Kommunikation mit mir bzw. uns bewusst genutzt haben, ist für mich schwer einzuschätzen. Das müsste ich bei Gelegenheit einmal nachfragen.

Die Evaluation fand in einer besonders schwierigen Phase statt. Wie war für die Lehrenden die Umstellung auf den reinen Onlineunterricht und mit welchen Schwierigkeiten sahen Sie sich dabei konfrontiert?

Foto: Markus Winkler from Pixabay

Prof. Köhn: Wir mussten damals alle ad hoc in die Onlinelehre einsteigen. Die Universität hat in unglaublich kurzer Zeit Zoom-Lizenzen bereitgestellt, was eine große Hilfe war. Allerdings hätten wir uns im Anschluss mehr Support und Unterstützungsangebote gewünscht. Denn letztlich mussten wir uns alles in Anbetracht der kurzen Vorlaufzeit selbst erarbeiten und aneignen. Einführungsseminare wurden damals einfach zu spät angeboten. Zu dem Zeitpunkt hatten wir uns dann schon selbst mit den wichtigsten Funktionen vertraut gemacht. Von außen mag es vielleicht so wirken, als sei der Umstieg von Präsenz- auf Onlinelehre kein großes Ding. Also einfach nur eine Verlagerung aus dem realen Seminarraum in die virtuelle Zoom-Umgebung gewesen. Dabei werden die neuen Anforderungen, die das an die Lehrenden stellt, nur allzu gerne unterschätzt. Denn die Vorbereitung eines Zoom-Unterrichts kostet wesentlich mehr Zeit, weil eine größere und genauere Planung im Vorfeld notwendig ist. Das ist ein Mehraufwand, der in der Regel nicht gesehen wurde.

Wie gingen Sie mit diesen schwierigen Anforderungen um?

Prof. Köhn: Wir haben uns letztlich in Windeseile alle nötigen Skills selbst angeeignet und in regelmäßigen Teamsitzungen darüber ausgetauscht. Es herrschte viel Gesprächsbedarf – und natürlich auch Frustration. Es war eine große Herausforderung, mit den Sorgen der Studierenden umzugehen, aber auch mit unseren eigenen. Plötzlich musste alles über Zoom laufen: Unterricht, Teamsitzungen, Sprechstunden etc. Das alles erforderte einen hohen persönlichen Einsatz zusätzlich zu der bereits vorhanden Mehrbelastung aufgrund der allgemeinen Personalknappheit in unserer Abteilung. Leider gab es hier keinen entsprechenden Support von Seiten der Universität, alles war das reinste Trial-and-Error für uns. Als Lehrender fühlte man sich im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehengelassen. Dass das Prorektorat für Lehre in all der Zeit keinerlei Strategien zur Unterstützung der digitalen Lehre für uns Lehrende entwickelt hatte, war schon irgendwie ziemlich frustrierend. 

Wie gestaltete sich der Übergang in die Präsenzlehre im Frühjahr und welche Lehren für die Zukunft wurden aus dieser schwierigen Phase und den Erfahrungen aus der Onlinelehre mitgenommen? 

Prof. Köhn: Auch das geschah sehr abrupt und ohne klare Angaben, wie z. B. der konkrete Umgang mit dem Thema Maskentragen im Unterricht oder eventuellen Fehlzeiten durch Corona-Infektionen erfolgen soll. Ich hätte mir gewünscht, dass die Universität hier Führungsstärke zeigt, doch stattdessen wurde an die Selbstverantwortung appelliert, sodass klare Regeln von Seiten der Dozierenden ausgearbeitet und ausgehandelt werden mussten. Tatsächlich hat man das Gefühl, als hätte die Universität nichts aus dieser Zeit mitgenommen und wäre erst seit Kurzem mit der Corona-Pandemie konfrontiert. Es wurde zwar zu Beginn des Sommersemesters von uns erwartet, bei Bedarf Lehrveranstaltungen hybrid anzubieten, doch konnte niemand sagen, wie das funktionieren soll. Denn es gab keine richtigen strukturellen Maßnahmen, die hier Unterstützung hätten bieten können. Die Zahl von Unterrichtsräumen, die einen Hybridunterricht ermöglichen, ist immer noch sehr überschaubar. Und an das Abhalten von Hybridkonferenzen, inzwischen Standard in der Japanologie, ist erst gar nicht zu denken, da es keine geeigneten Räume in entsprechender Größe dafür gibt. Hier ist leider – zumindest in meinen Augen – die Zeit regelrecht verschlafen worden. Ebenfalls kritisch sehe ich die derzeitige Abkehr vom Zoom-Unterricht, so als ob das einmal mühsam erarbeitete Know-how nie wieder mehr gebraucht werden würde – was natürlich schön wäre, aber sicherlich nicht der Realität entspricht. Ich vermisse hier eine klare Vision aus dem Rektorat, wo die Reise in puncto Lehre längerfristig hingehen soll. Gerade für die allseits angestrebte Internationalisierung haben uns die Erfahrungen mit Zoom neue Wege in Lehre und Forschung gezeigt, vor denen man nicht die Augen verschließen sollte – zumindest wenn man mit anderen Universitäten konkurrenzfähig bleiben möchte.

Alles in allem stehe ich dem Lehrpreis daher eher mit gemischten Gefühlen gegenüber. Neben einer symbolischen Wertschätzung wünsche ich mir vor allem eine dauerhafte Unterstützung von Seiten der Universität, die mit entsprechenden infrastrukturellen Maßnahmen uns Lehrenden tatkräftig zur Seite steht. Denn schließlich kann man auch nur so gut in der Lehre sein, wie es die Rahmenbedingungen letztlich zulassen.

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(Lebens-)Geschichten und Geschichte: Bericht über das Lehrprojekt „Biographien in der japanischen Nachkriegszeit“

Die Aufarbeitung der Kriegsvergangenheit in Japan ist seit Jahrzehnten nicht nur ein beliebter Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten, sondern auch ein kontinuierlich präsentes Thema in der Öffentlichkeit. Der zunehmende geschichtsrevisionistische Trend der japanischen Regierung entfesselt auf nationaler sowie auch internationaler Ebene regelmäßig kontroverse Debatten, welche in der Forschung aufgegriffen und diskutiert werden. Die Biographieforschung kann dabei als eine fruchtbare Methode die Perspektive auf die Nachkriegszeit erweitern.

Im Sommersemester 2022 haben Teilnehmende des BA-Seminars „Von Aggressoren, Opfern und Verlierern: Biographien in der japanischen Nachkriegszeit“ unter der Leitung von Dr. Chantal Weber im Rahmen eines Lehrprojekts Biographien zu verschiedenen historischen Persönlichkeiten untersucht und ihre Ergebnisse in eigenen Texten online veröffentlicht. Das Projekt kann als ein weiterer Versuch gewertet werden, mit einem multiperspektivischen Ansatz die Vergangenheitsbewältigung in Japan zu erfassen und sie mit einer Auswahl von Biographien aus der Nachkriegszeit auf ihren Ursprung zurückzuverfolgen, da der Umgang mit der Kriegsvergangenheit dort beginnt, wo der Krieg zur Vergangenheit wird. Doch das Ziel des Lehrprojekts geht ebenso wie die darin dargestellten Lebensgeschichten weit darüber hinaus. Es werden nämlich Biographien von Menschen untersucht und vorgestellt, welche den Krieg zwar erstmals als ihre Vergangenheit verarbeiten mussten, ihn aber auch bereits zuvor als ihre Zukunft erwartet und als ihre Gegenwart erfahren haben. Zudem verbindet diese Personen, welche hinsichtlich ihrer Berufe, gesellschaftlichen Stellung und politischen Einstellung zunächst sehr unterschiedlich erscheinen, auch die spärliche Zuwendung, die ihnen in der Forschung zuteilwird. Mit der Feststellung dieser Gemeinsamkeiten war die erste Hürde zur Konzeption des Projekts überwunden: Nämlich die Frage, ob eine Auswahl verschiedener, wenig bekannter Biographien unter einem Thema zusammengestellt und erkenntnisbringend erforscht werden kann.

Für die Studierenden war das Projekt in vielen Aspekten eine neue Herausforderung, da sie nicht nur Erkenntnisse aus der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Biographien und ihrer Kontextualisierung gewonnen haben, sondern auch einen ersten Einblick in bis dahin unversuchte und womöglich auch unterschätzte Arbeitsprozesse erhalten konnten. Alle Teilnehmenden haben sicherlich eigene individuelle Erfahrungen gesammelt und daraus unterschiedliche Lehren für sich gezogen. Es gab jedoch auch einige Erkenntnisse, welche für alle Teilnehmenden relevant sind:

  • Keine Prüfung, sondern eine Geschichte

Es war nicht für jeden einfach, die übliche Herangehensweise bei der Anfertigung
von Hausarbeiten oder Aufsätzen abzulegen und eine neue Einstellung zum Schreiben von wissenschaftlichen Texten einzunehmen. Die meisten Studierenden sind bei ihren Arbeiten darum bemüht, ihr inhaltliches und methodisches Wissen unter Beweis zu stellen, denn schlussendlich werden die Texte in der Regel nur von den Dozierenden gelesen. Bei dem Lehrprojekt haben sich die Studierenden selbstverständlich auch an wissenschaftliche Richtlinien gehalten, doch es ging nicht darum, eine Prüfungsleistung zu erbringen, sondern fesselnde (Lebens-)Geschichten zu erzählen, welche veröffentlicht wurden – das musste erst verstanden werden.

  • Die Verantwortung einer Publikation

Diese erste Erkenntnis leitet über zu einer weiteren: Die Beiträge werden unter dem eigenen Namen publiziert. Sie sind online für jeden zugänglich und lassen sich wie jede wissenschaftliche Arbeit der eigenen Person als Urheber*in zuordnen. Damit ging mehr Verantwortung einher, da diesmal keine gute oder schlechte Note auf dem Spiel stand, sondern der eigene bleibende Abdruck in der Wissenschaft. Diese Einsicht erhöhte zwar einerseits den Druck, brachte jedoch andererseits auch den Ehrgeiz und Willen hervor, eine gute und überzeugende Leistung zu erbringen.

  • Teamarbeit

Der Erfolg dieser Leistung war vor allem von einer guten Zusammenarbeit abhängig, was für einige Studierende eine große Umstellung bedeutete. Es ist spannend, wenn zunächst gemeinsam Ideen formuliert werden und jede Meinung gleich gewichtet wird. Doch die Umsetzung dieser Ideen birgt einen gewissen Aufwand und mehr Verantwortung als anfangs erwartet wurde. Die Strukturierung der eigenen Beiträge, das gemeinsame Verfassen von zusammenhängenden Texten, die Vereinbarung und Einhaltung von Fristen, gegenseitige und mehrfache Korrekturen, Problemlösungen im Plenum – all das erforderte viel Rücksicht und eine gute Abstimmung, was für viele eine neue Situation darstellte.

Solche Herausforderungen, Umstellungen und Verantwortungen verhelfen schlussendlich dazu, eigene und andere Leistungen aus einer neuen Perspektive zu betrachten und sich womöglich auch neu zu orientieren. Lehrprojekte wie diese bringen nicht bloß eine frische Abwechselung ins Studium, sondern verschaffen auch wertvolle und vielleicht einmalige Einblicke in die Arbeitsweisen in der Wissenschaft. Auch wenn unterschiedliche Erfahrungen und Eindrücke aus dem Web-Projekt „Biographien in der japanischen Nachkriegszeit“ mitgenommen werden, so steht am Ende eine gemeinsame Leistung und ein gemeinsamer Erfolg, den die Teilnehmenden allen Interessierten mit Freude auf der Projekt-Webseite vorstellen möchten.

(Dieser Text wurde von Yaren Gülsoy, Master-Studentin der Japanologie, verfasst.)

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