Digitalisierung und Japanisch lernen

Das Schlagwort „Digitalisierung“ erfasst alle Lebensbereiche, und in Zeiten von Corona hat es auch in Schulen und Universitäten viele Veränderungen in dieser Hinsicht gegeben. Diese Entwicklung spiegelt sich ebenfalls in der Lehrer*innenbildung Japanisch an der Universität zu Köln wider. Während die Digitalisierung vor Corona nur marginal eine Rolle spielte, nimmt digital unterstütztes Lernen inzwischen zumindest im Master deutlich mehr Raum ein. Dabei gehen die Anfänge des computergestützten Japanischlernens durchaus bis in die 1990er Jahre zurück.

Vor allem die Gründung der Vereinigung Computer Assisted System for Teaching & Learning/Japanese (CASTEL/J) im Jahre 1991 durch OIKAWA Akifumi (damals beim Staatlichen Sprachforschungsinstitut (Kokuritsu Kokugo Kenkyûjo) tätig) hat das computergestützte Japanischlernen nachhaltig beeinflusst. So wurden in der Anfangszeit copyright-freie Wörterbücher, Texte in japanischer Sprache, Bilder und Videos in einer Datenbank gesammelt und zunächst mit Hilfe von Datenträgern wie CDs oder DVDs, später aber auch online zugänglich gemacht. Inzwischen ist die Vereinigung im Bereich des internationalen wissenschaftlichen Austauschs tätig und veranstaltet Tagungen, deren Ergebnisse später veröffentlicht werden (z. B. Lee, Jaeho (Hg.) (2019). ICT X Nihongo kyōiku. Tōkyō: Hitsuji shobō, vgl. Foto rechts).

Auch wenn die Anwendungen, die im Japanischunterricht heute im Allgemeinen genutzt werden, noch relativ einfach sind, so zeigt das Programm der am 10./11. August 2021 online stattfindenden Tagung CASTEL/J 2021 doch deutlich, dass auch für Japanisch als Fremdsprache vielfältige Forschungen in Gang gekommen sind. Ein Beispiel dafür ist der JWriter, ein von LEE Jae-Ho und HASEBE Yōichirō entwickeltes Werkzeug zur Analyse der Qualität von Lernenden-Schreibprodukten, das auch Zusatzkommentare oder diagnostische Hinweise zur erreichten Lernstufe und vorkommenden Textmerkmalen gibt. So können Lernende ihre Produkte verbessern bzw. weitere Ratschläge von einer Lehrperson einholen.

Bis diese Forschungen in den (Präsenz-) Unterricht Eingang finden, dauert es erfahrungsgemäß etwas. Dennoch lässt sich festhalten, dass sich auch hier bereits seit längerem für Lernende die Möglichkeit bietet, direkt auf kulturelle und sprachliche (Original-) Ressourcen im Internet zuzugreifen. Dies führt allerdings gerade bei Anfänger*innen schnell zu einer Überforderung, so dass diese Lernenden Anleitung und Unterstützung benötigen. Z. T. finden sie diese im Netz durch digitale Werkzeuge wie Online-Wörterbücher, Lehr-Lern-Videos zu bestimmten Bereichen der sprachlichen Mittel (Grammatik, Aussprache) oder auch einfache Apps oder Programme, mit denen sich Übungen gestalten oder Wortschatz lernen lassen (ein bewährtes Beispiel für solche digitale Lernkarten ist Anki, eine quelloffene Lernkartei, die selbst gestaltet werden kann).

Da digitale Werkzeuge im Japanisch-Unterricht an Schulen aber zunächst u. a. aufgrund der fehlenden Infrastruktur oder bestehender Schulregeln eher zögerlich genutzt wurden, nahmen sie auch nur wenig Raum in den Fachdidaktik-Seminaren ein. Durch die Covid 19-Pandemie fand allerdings eine Beschleunigung der Digitalisierung in den Schulen und Hochschulen statt, und damit spielt dieses Thema nun auch im Lehramtsstudium eine größere Rolle. So lernen die Studierenden schon im Bachelor digitale Werkzeuge zum kooperativen Lernen kennen, die sie später auch im schulischen Unterricht einsetzen können. Im Master haben sie Gelegenheit, selbst Unterricht mit Hilfe digitaler Medien gestalten zu lernen.

© D. Glowania

Dazu gehören auch die Konzeption und Umsetzung von Einheiten zum synchronen und asynchronen digitalen Lernen (s. Bild links). Dabei kommt es – wie im Präsenzunterricht auch – darauf an, die Schüler*innen dort „abzuholen, wo sie stehen“, was durch das Anknüpfen an die bereits erarbeiteten Wissensgebiete (Wortschatz, Grammatik, soziokulturelles Orientierungswissen) und die Situierung der Aufgaben in der Lebenswelt der Schüler*innen erreicht werden kann. Hinzu kommt die Möglichkeit zur systematischen Erarbeitung eines bestimmten Kompetenzbereichs (spiralförmiges Curriculum) im Rahmen einer asynchronen Lerneinheit. Wichtig ist hier die Aktivierung der Schüler*innen, damit das Lernvideo nicht einfach nur „konsumiert“ wird. Diese erfolgt z.B. durch die direkte Ansprache der (bekannten) Lehrkraft mittels Videobotschaft, aber noch stärker durch interaktive Elemente, beispielsweise durch problemlösende Aufgabenstellungen (analog und/oder digital) unter Nutzung verschiedener Aufgabentypen. Ein (automatisiertes) Feedback zum Lernerfolg liefert den Lernenden erste Anhaltspunkte, ebenso bieten eine im Lernvideo angelegte Reflexion des genutzten Mediums und des Lernfortschritts wichtige Denkanstöße. Gleichzeitig sollte jedoch klar sein, dass nach wie vor die Begleitung durch eine Lehrkraft, die Möglichkeit der Abgabe von Lernprodukten und das passgenaue Feedback dazu unverzichtbare Schritte für ein nachhaltiges Lernen sind und die Nutzung von Apps oder Programmen immer nur zusätzliche Möglichkeiten – beispielsweise zu unterschiedlichen Zugängen oder zur gezielten Arbeit an einem Bereich – bereitstellt (weitere Informationen zum digitalen Lernen in der Lehrer*innenbildung Japanisch hier).

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