Programm

19.04.2023 von 18 – 19:30 Uhr: Die Geschichte des Hiphop in Deutschland und seine pädagogische Reflexion

Prof. Dr. Oliver Kautny lehrt Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Universität zu Köln und forscht schwerpunktmäßig zu Populärer Musik und Musiksoziologie. Er ist Initiator des Cologne HipHop Institut, welches an der Uni Köln angesiedelt ist. Das Institut führt Forschungs- und Transferprojekte zum Thema HipHop durch.

In unserer Auftaktveranstaltung sprechen wir gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Kautny über seinen persönlichen sowie fachlichen Zugang zu HipHop als wissenschaftlichen Untersuchungsgegenstand. Er wird einen Kurzvortrag über die Geschichte des Hiphop in Deutschland geben und in diesem Zusammenhang auch die pädagogischen Potenziale des Genres beleuchten.

Puya Bagheri ist Graffiti-Künstler, Bildungsreferent der Karl-Arnold-Stiftung und Leiter der Kreativwerkstatt Outline e.V. in Köln-Chorweiler. Outline e.V. widmet sich anhand der Thematik HipHop der Kinder- und Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit sowie der bildungspolitischen Arbeit. Im vergangenen Jahr hat der Verein – unter der Leitung von Puya Bagheri – gemeinsam den jugendlichen Adressat*innen die Ausstellung TRANSIT – Chorweiler X Kollwitz im Käthe-Kollwitz Museum Köln kuratiert. Durch verschiedene künstlerische Medien wie Portraits, Gaffitis, Poesi und Musikvideos wurde das Projekt zu einer multimedialen Ausstellung, die der Lebenswelt der Jugendlichen, welche in sozialstrukturell und sozialräumlich benachteiligten Stadtteilen leben, Ausdruck verleiht.

Mit Sozialpädagoge und Graffiti-Künstler Puya Bagheri sprechen wir über seine Bildungs- und Künstler-Biographie. Darüber hinaus thematisieren wir die Rolle von HipHop- Jugendkultur in der Sozialen Arbeit und diskutieren die Frage nach sozialraumabhängiger kultureller Teilhabe.

03.05.2023 von 18 – 19:30 Uhr: Black Superheroes and -heroines: Rassismus und Widerstand in HipHop und Gesellschaft

Megaloh macht keine Doppel- sondern Tripleschicht. Er begann schon früh seine Karriere im Rap-Business zu verfolgen, doch der Weg gestaltete sich in vielerlei Hinsicht als Hürdenlauf, was er in seinen Texten offen thematisiert. Neben seinem Rapper-Dasein war er noch lange als Lagerarbeiter tätig, um auch finanziell für seine Familie sorgen zu können. Megaloh macht Battlerap, setzt sich in seiner Musik aber auch mit Fragen um Identität und Zugehörigkeit als Schwarze Person und Person mit afrikanischen wie auch afrodiasporischen Wurzeln in einer weißen Mehrheitsgesellschaft auseinander. Mit Rapper Megaloh reden wir über seine persönliche Bildungs- und musikalische Biographie und speziell über die Rolle von HipHop für antirassistischen Widerstand. In diesem Zusammenhang erhalten wir auch Einblicke in das Projekt BSMG (zusammen mit Rapper Musa und Produzent Ghanaian Stallion) und diskutieren dessen Rezeption und Bedeutung für unsere „postkoloniale“ Gesellschaft.

17.05.2023 von 18 – 19:30: „…und der MC ist weiblich“ – Female MCs in Vergangenheit und Gegenwart

Cora E. aka Zulu-Queen gehört mit Gruppen wie Advanced Chemistry zu den Pionieren des deutschsprachigen Rap. Im Jahr 2021 wurde sie bei den HipHop.de Awards für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. In autobiographischen Songs wie „Schlüsselkind“ setzt sich die Künstlerin mit ihrem sozialen Herkunftsmilieu auseinander, während sie sich in Werken wie „und der MC ist weiblich“ mit der Rolle von Frauen im Rap-Game beschäftigt. Bereits 2001 zieht sich die Musikerin zunehmend aus dem Rap-Business zurück und widmet sich seit dem vermehrt der Kinder- und Jugendarbeit, indem sie HipHop Workshops durchführt.

Mit Deutschrap-Pionierin Cora E. sprechen wir über ihre Biographie und über ihren musikalischen und beruflichen Werdegang. Wir widmen uns zum einen den Anfängen des HipHop in Deutschland und reflektieren zum anderen die Rolle und Wahrnehmung von Female MCs in Vergangenheit und Gegenwart.

07.06.2023 von 18 – 19 – 30 Uhr: „Migration. HipHop. Empowerment.“
Foto © Bruno Alexander: Murat Güngör und Hannes Loh
www.instagram.com/muratundhannes/

Murat Güngör, Ex-Rapper und Mitbegründer des antirassistischen Netzwerkes „Kanak Attak“, und Hannes Loh ehemaliger Rapper bei der Gruppe „Anarchist Academy“ sind aktuell v.a. durch ihre  Lecture Remix Almanya bekannt, in der sie die Anfänge des deutschen HipHop aus der postmigrantischen Szene Revue passieren lassen – u.a. mit Tracks von Metin Türköz, Advanced Chemistry, Eko Fresh, Azad, Haftbefehl, Ebow und SXTN. In ihrem Projekt remixen sie Bilder, Texte, Songs und Filme aus 40 Jahren Almanya mit persönlichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Debatten. Sie durchlaufen die vergessenen Jahre der HipHop-Oldschool, beleuchten den Einfluss der Wiedervereinigung auf die Geburt von Deutschrap und diskutieren den Sound von Gangsta-Rap sowie Fragen nach Class, Race und Gender in dieser Geschichte des Empowerments.

Neben deren persönlichen Biographien thematisieren wir mit Murat Güngör und Hannes Loh Rap Geschichte im Kontext von Migration und Empowerment: Was hat die Musik der sogenannten Gastarbeiterinnen der 1960er und 1970er Jahre und der Exilantinnen aus den 1980er Jahren mit dem aktuellen deutschen Gangsta-Rap zu tun? Welche Verbindung gibt es zwischen dem politisch-kulturellen Empowerment der 1. Generation, den Kämpfen um Staatsbürgerrecht in den 1990er Jahren und der schillernden popkulturellen Gegenwart? Und welche Rolle spielen Geschlechterrollen, insbesondere Formen hegemonialer Männlichkeit bis heute im Rap? 

21.06.2023 von 18 – 19:30 Uhr: „Awesome HipHop Humans“ – Queerfeminismus im Deutschrap

Sookee aka Quing of Berlin aka Sukini verbindet Rap mit politischem Aktivismus. HipHop nutzt sie ganz bewusst als Tool der kulturellen und politischen Bildung. Als queerfeministische Rapperin setzt sie sich sowohl gegen Homophobie und Sexismus als auch gegen Rassismus und Antisemitismus ein. Im Jahr 2023 veröffentlichte sie gemeinsam mit Gazal Köpf das Buch „Awesome HipHop Humans – Queer_Fem_Rap im deutschsprachigen Raum“.

Neben ihrer Bildungs- und musikalischen Biographie thematisieren wir mit Sookee die Rolle von HipHop in Bezug auf sozialpolitischen Aktivismus. In diesem Zusammenhang wird auch die Entwicklung und Bedeutung von queerfeministischem Rap in Deutschland beleuchtet.

05.07.2023 von 18 – 19:30 Uhr: Cancel Culture in HipHop und Gesellschaft

Retrogott, auch bekannt als Teil der Rap-Formation Huss und Hodn (zusammen mit Hulk Hodn), wird in der nd.Aktuell – Journalismus von Links als „Eloquenter Trendbekämpfer“ betitelt, der gesellschaftskritischen Battlerap betreibt. Retrogott distanziert sich schon lange von einigen seiner frühen diskriminierenden Texte und betont, dass er keine Musik machen möchte, die andere verletzt. Retrogott dozierte bereits im Rahmen des Cologne HipHop Institut im Fach Musik an der Uni Köln zu dem Thema „Performing Knowledge. Ästhetische Strategien der Wissensvermittlung im Hip-Hop“ (zusammen mit Dr. Chris Kattenbeck & Prof. Dr. Oliver Kautny). Daneben setzte er sich in seinem bisher unveröffentlichten Buch „Erinnerungen des Absurden“ mit der Geschichte seiner Familie in der NS-Zeit auseinander sowie mit HipHop und der Suche nach sich selbst. Mit Rapper Retrogott sprechen wir über seine persönliche Bildungs- und Musikbiographie und darüber hinaus über die Rolle seines eigenen musikalischen Schaffens im Hinblick auf Cancel Culture. Dabei werden wir auch den Begriffskomplex „Cancel Culture“ diskutieren.