von Werner Krauß
Christian Weber gehört zu denjenigen Wissenschaftsjournalisten, die Wissenschaft kritisch hinterfragen und sich auch nicht scheuen, wie ihre Kollegen aus der Politik ihre Meinung kundzutun. In seinem Artikel Die Mär vom Edlen Wilden dient ihm ein Fotoband von Nelson, aus dem farbige Abbildungen den Artikel illustrieren, zum Anlass, über uns und die Anderen nachzudenken. Das Thema ist im Jahr 2016 mehr als aktuell. Der Andere steht plötzlich als Migrant und Flüchtling vor unserer Haustür, und zu Weihnachten läuft im Fernsehprogramm eine Neuverfilmung von Karl Mays Winnetou, der Generationen übergreifenden deutschen Ikone des Edlen Wilden. Natürlich Zufall, doch genau in diesem Spannungsfeld ist der Artikel angesiedelt. Der Ton ist zu großen Teilen polemisch, und die Stoßrichtung zielt gegen eine Romantisierung des Edlen Wilden und gegen den ethnologischen Kulturrelativismus. Anstatt die Anderen als die Edlen Wilden zu verherrlichen, so Christian Weber, sollten wir uns auf unsere Tugenden und das, was wir erreicht haben, besinnen. Eine klare Ansage, die ja auch sogleich Protest hervorgerufen und zur Gründung dieses Blogs geführt hat.