von Christian Feest
Kulturelles Erbe ist die Behauptung des mehr oder weniger exklusiven kollektiven Besitzes von identitätsstiftendem kulturellem Kapital (gleich ob materiell oder immateriell), dessen Ursprung in der Vergangenheit lokalisiert wird. Grundsätzlich gilt das für alle heutigen und vergangenen Gesellschaften der Welt, die sich aber voneinander in der Art und Weise unterscheiden, wie dieses Kapital akkumuliert und verwaltet, wie die Vergangenheit konstruiert und in welchem Ausmaß die Identitätsstiftung artikuliert bzw. reflektiert wird: sei es als Ausdruck einer lebendigen und sich kontinuierlich verändernden Überlieferung, sei es durch die Bewahrung von unveränderlichen materiellen Zeugnissen (einschließlich von Dokumenten von Handlungen oder Ereignissen in Schrift, Bild und Ton), sei es – wie in unserer Gesellschaft – durch ein niemals widerspruchsfreies Nebeneinander dieser beiden Strategien.