Modul 1: Vorlieben/Präferenzen I
II. Unterstützte Entscheidungsfindung
Das Konzept der Unterstützten Entscheidungsfindung soll Menschen mit komplexen Behinderungen Unterstützung bieten bei Entscheidungsprozessen, indem ihre Präferenzen, ihr Wille und ihre Wünsche identifiziert, interpretiert und dokumentiert werden.
Ansatz:
• Entscheidungsfindung als gemeinschaftlichen Prozess mit einem Unterstützungskreis (Circle of Support).
• Autonomie wird als wechselseitiger Prozess verstanden: Die Person mit komplexen Behinderungen trifft Entscheidungen im Zusammenspiel mit Vertrauten.
• Der Unterstützungskreis besteht aus Menschen, die die Person gut kennen und ihr Kommunikationsverhalten verstehen.
• Unterstützte Entscheidungsfindung beinhaltet die systematische Erfassung von und die Reaktion auf Präferenzen der Fokusperson (= Person mit (komplexen) Behinderungen).
• Responsivität (aufmerksames Antwortverhalten) der Unterstützenden ist zentral für eine wirksame Entscheidungsunterstützung.
Schlüsselaspekt: Responsivität der Unterstützenden
Unterstützende haben eine komplexe Rolle, die aus drei Aufgaben besteht:
• Wahrnehmen: Ausdruck von Präferenzen bewusst registrieren.
• Interpretieren: Bedeutung der Präferenzen gemeinsam erschließen.
• Handeln: Der Person ermöglichen, auf Basis der Präferenzen zu agieren.
Faktoren, die Responsivität beeinflussen:
• Kommunikationsfähigkeiten der Person mit Personen mit komplexen Behinderungen.
• Einstellungen und Wahrnehmungen der Unterstützenden.
• Nähe und Beziehung zwischen Unterstützenden und Person mit Personen mit komplexen Behinderungen.
• Zusammensetzung und Funktionsweise des Unterstützungskreises (hier geht es darum, wie „gut“ der U-Kreis miteinander funktioniert, also bspw. In Hinblick auf Interessenskonflikte etc.).
• Rahmenbedingungen im Sozialsystem.
Die folgenden beiden Methoden berücksichtigen die vorangegangenen Ausführungen:
Watson, 2010
Diese beiden Methoden
• nutzen strukturierte Beobachtungs- und Dokumentationsprozesse, um Präferenzen zu erkennen.
• beziehen den Unterstützerkreis aktiv mit ein, um Entscheidungen zu begleiten.
• nutzen praktische Erfahrungen als Entscheidungsgrundlage, statt allein hypothetische Überlegungen anzustellen.
Reflexionsfrage: Schaut Euch die Beobachtungs- und Einschätzungsbögen an und überlegt: Was könnten 10 arbeitsbezogene Aktivitäten für die Personen aus Eurer Stichprobe sein, die Ihr mit Methode 1 einschätzen könntet?