Beobachtung als diagnostische Methode

Die Beobachtung ist eine „wichtige Methode der Informationsgewinnung“ (Bundschuh & Winkler, 2014, 153).

„Speziell für diesen Personenkreis und für die entsprechenden Problemstellungen gibt es nicht immer standardisierte, objektive Verfahren, ja deren Anwendung ist nicht einmal generell wünschenswert, weil sie bezüglich der Förderung nur in begrenztem Umfang Aussagen ermöglichen, so dass im Rahmen förderdiagnostischer Prozesse der Verhaltensbeobachtung als ‚direktem‘ Zugang speziell auch im Unterricht oder im Spiel, also in der ‚natürlichen Situation‘, eine bedeutsame Rolle zukommt“ (ebd.,154).

Hört Euch bitte zu diesem Thema den kurzen Podcast an. Darunter findet Ihr noch eine Darstellung mit Informationen und Hinweisen.

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In der folgenden Grafik sind verschiedene zentrale Inhalte hinterlegt. Bitte tippt auf die Markierungen, um Euch die Informationen anzeigen zu lassen. Insbesondere die Inhalte zu Beobachtungskriterien und -kategorien sind wichtig, deshalb versucht für Euch zu diesem Punkt Kernsätze zu formulieren, um diese zentralen Inhalte zu sichern.

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„Beobachtung bedeutet die aufmerksame Wahrnehmung und Registrierung von Ereignissen, Personen oder Sachen vor dem Hintergrund jeweils bestimmter Situationen. Unterscheiden lässt sich die gezielte, wissenschaftlich orientierte Verhaltensbeobachtung von den unreflektierten, alltäglichen und gewohnheitsmäßigen Wahrnehmungsvorgängen durch folgende Bedingungen“ (Bundschuh & Winkler, 2014, 155f.):

  1. Zielgerichtetheit „geschieht nicht beiläufig und ungerichtet, sondern ist bewusst und gezielt auf ein konkretes Beobachtungsfeld oder Beobachtungsobjekt ausgerichtet“ (Bundschuh & Winkler, 2014, 155f.).
    • Beispiel: Eine Fachkraft beobachtet gezielt, ob ein*e Mitarbeiter*in bei der Arbeit am Förderband selbstständig verschiedene Teile unterscheiden und richtig sortieren kann – sie achtet nicht einfach allgemein darauf, wie er*sie sich verhält.
  2. Differenziertheit „keine Einseitigkeit und Vergröberung; originalgetreu und umfassend sollen solche Äußerungsmerkmale registriert und eingeordnet werden, aus denen Informationen zum besseren Verständnis der beobachteten Person ggf im Kontext zu ihrer sozialen Umwelt abgeleitet werden können“ (Bundschuh & Winkler, 2014, 155f.).
    • Beispiel: Statt pauschal zu sagen „Der*Die Beschäftigte arbeitet langsam“, wird genau festgehalten: „Der*Die Beschäftigte benötigt beim Greifen der Teile etwa doppelt so lange wie andere, zeigt aber eine sehr sorgfältige Handhabung. Er*Sie reagiert auf akustische Hinweise schneller als auf visuelle.“ So können gezielte Fördermaßnahmen abgeleitet werden.
  3. Objektivität „Bemühung um ein sachorientiertes Vorgehen, bei dem persönliche Erwartungen, Einstellungen und Interessen des Beobachters keinen Einfluss auf die Ergebnisse seiner Wahrnehmung haben; mehrere Beobachter, gleicher Beobachtungsgegenstand“ (Bundschuh & Winkler, 2014, 155f.“ (Bundschuh & Winkler, 2014, 155f.).
    • Beispiel: Ein Team von Fachkräften beobachtet, wie ein*e Beschäftigte*r an einer Maschine arbeitet. Unabhängig von ihren persönlichen Meinungen oder bisherigen Erfahrungen stellen alle Beobachter*innen fest, dass der*die Beschäftigte bei bestimmten Arbeitsschritten Unterstützung benötigt. Alle kommen zu ähnlichen Ergebnissen, da sie sich nur auf das beobachtbare Verhalten und nicht auf ihre persönlichen Eindrücke oder früheren Erfahrungen stützen.

Es gibt viele Formen der Beobachtung: (un-)systematisch, Verhaltensverlaufsbeobachtung, Zustandsbeobachtung, Zufalls-,  Gelegenheitsbeobachtung, Freie Beobachtung, gebundene Beobachtung, Beobachtung in natürlichen/künstlichen Situationen (ebd., 158f.).

Beobachtende Diagnostik mit Hilfe von Leitfragen erleichtert die Wahrnehmung von Entwicklungsprozessen und bildungsrelevanten Einschätzungen“.

(Fröhlich, 2006; zit. nach Schäfer, Zentel & Manser,  2022, 16f.)