Von Februar 2022 bis Juni 2022 wurde im Projekt ComCri eine Feldstudie durchgeführt, die drei ethnographisch orientierte Einzelfallstudien umfasste. Vorrangiges Ziel war es hierbei, die Perspektiven von Menschen mit komplexen Behinderungen selbst in den Blick zu nehmen. Dazu wurden unter anderem in Zusammenarbeit mit Studierenden des Master-Studienganges Rehabilitationswissenschaften multimethodische Ansätze entwickelt, die individuelle Zugangsmöglichkeiten zu den subjektiven Sichtweisen jener Studienteilnehmender ermöglichen sollen, deren Ausdrucksmöglichkeiten jenseits der verbalen Sprache liegen. Die Einzelfallstudien konzentrierten sich auf drei exemplarische institutionelle Settings (Arbeitsbereich für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf in der WfbM, besondere Wohnform, inklusive Wohngemeinschaft), um auf diese Weise einen möglichst vielschichtigen Einblick in die Alltagssituationen von Menschen mit komplexen Behinderungen in der Corona-Pandemie zu erhalten. Zu den entwickelten Methoden gehörten die Durchführung von Befragungen im weitesten Sinne, auch multisensorisch, Methoden der Photo-Voice, aber vor allem gemeinsame Erfahrungen im Alltagshandeln zwischen Forschenden und Teilnehmenden. Während ein Großteil der Erhebungen teilhabeorientiert, d.h. unter Beteiligung des Forschungsteams der Universität, durchgeführt wurde, wurden einige Erhebungsschritte (auch aus Gründen des Infektionsschutzes) von den Fachkräften vor Ort zusammen mit den Studienteilnehmenden mit komplexen Behinderungen umgesetzt.
Die Einzelfallstudien konnten einen vielschichtigen und multi-perspektivischen Einblick in die Lebensrealität des Personenkreises bieten und in den folgenden Wochen werden die Daten gemeinsam mit den Daten der weiteren Erhebungen ausgewertet. Das ComCri-Projekt möchte auf diese Weise zunächst neue Erkenntnisse über die Relevanz und Zugänglichkeit gesundheitsbezogener Informationen im Alltag von Menschen mit komplexen Behinderungen gewinnen. Darüber hinaus soll die Analyse Möglichkeiten einer zielgruppenspezifischen Gestaltung und Vermittlung gesundheitsbezogener Informationen sichtbar machen.