Lovecraft, Oswald Spengler und die Berge des Wahnsinns (David Engels)

« I was persistently reminded of such hybrid things as the ungainly Palmyrene sculptures fashioned in the Roman manner. »
Lovecraft, Oswald Spengler und die Berge des Wahnsinns

Howard Philips Lovecraft ist der Nachwelt v.a. als Begründer des « kosmischen Horrors » bekannt, in dem die Grenzen zwischen den literarischen Genres des Fantastischen verschwimmen und Gruselroman, Science Fiction, Wissenschaftskrimi, Fantasy, Poesie und Décadence-Literatur kunstvoll und untrennbar miteinander verwoben werden. Die technischen und inhaltlichen Grundlagen der literarischen Produktion Lovecrafts sind bereits oft genug untersucht und gewürdigt worden, und die Bedeutung der klassischen wie auch vorderorientalischen Antike als bedeutende narrative und stilistische Inspirationsquelle häufig hervorgehoben worden. Selten allerdings wurde gezeigt, daß sich der Einfluß der Antike auf Lovecraft nicht nur darauf beschränkte, dem Autor einen schier unerschöpflichen Fundus mythologischer Stichworte zu liefern. Sie konfrontierte ihn auch mit dem historischen Vorbild eines in sich abgeschlossenen Kulturzyklus, dessen verschiedenen Entwicklungsstufen nicht nur Paradigma für seine eigene, pessimistische Einschätzung der Gegenwart lieferten, sondern auch auf die innere Evolution der verschiedenen von Lovecraft beschriebenen außerirdischen „Kulturen“ anwendbar waren. Dies wird wohl bei keinem Text so klar wie in den „Bergen des Wahnsinns“, welche zudem auf einen weiteren Autor verweisen, der Lovecraft bei seinen Versuchen, ausgehend von der Antike ein umfassendes System der Geschichtsdeutung zu entwickeln, geholfen hat: Oswald Spengler, dessen Ideen in Lovecrafts Korrespondenz mit solcher Häufigkeit erscheinen, daß sie einen überdeutlich, bislang allerdings fast völlig ignorierten Leseschlüssel für zahlreiche seiner Werke liefern.

David Engels, Jahrgang 1979, geboren in Verviers (Belgien), 1997-2002 Studium der Geschichte, Philosophie und VWL an der RWTH-Aachen, 2002-2005 Promotionsförderung der Studienstiftung des Deutschen Volkes, 2005 Einreichung der Dissertation Das römische Vorzeichenwesen (753–27 v. Chr.) (publ. 2007), 2005-2008 Assistent am Lehrstuhl für Alte Geschichte der RWTH, 2008 Ruf auf den Lehrstuhl
für römische Geschichte an der Université libre de Bruxelles, 2012 Direktor und Chefredakteur der Zeitschrift Latomus. Leitung div. Forschungsprojekte: 2007-2008 (mit C. Nicolaye) Kulturgeschichtliche Beiträge zur antiken Bienensymbolik und ihrer Rezeption (publ. 2008); 2008-2010 (mit L. Geis und M. Kleu): Herrschaft auf Sizilien von der Antike bis ins Spätmittelalter (publ. 2010); 2009-2013 (mit D. Martens und A. Wilkin): La destruction dans l’histoire (publ. 2013); 2010-2014 (mit P. Van Nuffelen): Religion and Competition in Antiquity (publ. 2014). 2013: Veröffentlichung der kulturkritischen Monographie Le déclin. La crise de l’Union européenne et la chute de la République romaine. Analogies historiques (Paris, Toucan), 2014 in deutscher Übersetzung erschienen unter dem Titel Auf dem Weg ins Imperium (Berlin / München, Europa Verlag).
Gegenwärtige Forschungsprojekte: Zyklizität und Biologismus in der Geschichtsphilosophie von der Antike bis in die Gegenwart (Sammelband; Collection Latomus); Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens von der Römerzeit bis ins Spätmittelalter (Sammelband, Grenz-Echo Verlag); Die Fragmente der Griechischen Historiker, Teil IV C 2 (Brill); Construction of Seleukid Royalty. Studies in the Politics and Propaganda of Antiochus I Soter (mit A. Coşkun und K. Erickson; Classical Press of Wales).

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