Antikenrezeption in den Werken Isaac Asimovs (Michael Kleu)

„Die Schlacht bei Zama habe ich nie wirklich überwunden“

Antikenrezeption in den Werken Isaac Asimovs

In den Science-Fiction-Kurzgeschichten und –Romanen Isaac Asimovs finden sich verschiedene Belege dafür, dass der Autor über das gewöhnliche Maß an Allgemeinbildung hinaus mit der Alten Geschichte vertraut war und diese Kenntnisse auch in sein literarisches Werk einfließen ließ.

So findet sich etwa bereits in seiner ersten veröffentlichten Kurzgeschichte Marooned off Vesta (Havarie vor Vesta) von 1939 ein Hitzkopf namens Demetrios Poliorketes, der nicht nur den Namen und Beinamen (Poliorketes = Städtebelagerer) des hellenistischen Makedonenkönigs trägt, sondern hinsichtlich seines gelegentlich etwas unbesonnenen Vorgehens im Kampf ebenfalls deutlich an seine historische Vorlage erinnert. Während dieser Demetrios dem Leser ohne weitere Bezüge zur Antike auf einem von Menschen bemannten Raumschiff begegnet, das von einer außerirdischen Rasse gekapert wird, widmet sich die Kurzgeschichte The Dead Past (Das Chronoskop) vollständig einem althistorischen Forschungsproblem, nämlich der Frage, ob die Karthager in Krisensituationen ihrem Gott Baal Kinderopfer darbrachten. Um diese Frage zu beantworten entwickelt ein Professor der Alten Geschichte gemeinsam mit einem Naturwissenschaftler eine Maschine, die das Betrachten der Vergangenheit ermöglicht, wodurch beide unbeabsichtigt das Leben der gesamten Menschheit grundlegend verändern. Als letztes Beispiel sei der Foundation-Zyklus genannt, der deutliche Parallelen zum Untergang des Römischen Reiches aufweist.

Glücklicherweise äußerte sich Asimov mehrfach zu seinem Verhältnis zur Alten Geschichte, sodass einige Antikenbezüge seines Werkes in einen größeren Kontext eingeordnet werden können. So kann es etwa nicht überraschen, dass Asimov in The Dead Past ausgerechnet den Karthagern so viel Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, war er doch ein bekennender Bewunderer des karthagischen Feldherren Hannibal, dessen Niederlage in der Schlacht bei Zama im Jahr 202 v.Chr. ihm nach eigenen Angaben recht schwer im Magen lag. Als Vorlage für den Foundation-Zyklus nannte Asimov schließlich Edward Gibbons klassisches Geschichtswerk The History of the Decline and Fall of the Roman Empire (ausgehendes 18. Jahrhundert), was ebenfalls gewisse Interpretationen ermöglicht.

Das Ziel der Untersuchung soll es daher sein, die Antikenbezüge in der von Asimov verfassten Science-Fiction-Literatur zu sammeln, zu kategorisieren und mit Hilfe externer Informationen in einem größeren Kontext auszuwerten. Dabei soll etwa untersucht werden, ob sich neben Gibbons The Fall of the Roman Empire weitere konkrete althistorische Studien als Inspirationsquellen oder Vorlagen wahrscheinlich machen lassen. Mit Hilfe von Gibbons Werk sollen außerdem Überlegungen angestellt werden, ob die Foundation, die das Wissen der Menschheit über den sich ankündigen Untergang eines galaktischen Imperiums hinweg sichern soll, eine historische Vorlage haben könnte. Zu guter Letzt wird die nicht immer vorteilhafte Darstellung des Althistorikers in Asimovs Schriften analysiert werden.

 

Michael Kleu hat an der RWTH Aachen und an der Aristoteles-Universität Thessaloniki Geschichte, Politische Wissenschaft und Wirtschafts- und Sozialgeschichte studiert. Die Promotion erfolgte im Sommer 2013 an der Universität zu Köln über Die Seepolitik Philipps V. von Makedonien. Zu seinen Forschungsfeldern zählen das hellenistische Makedonien, Sizilien, das antike Rumänien sowie die Antikenrezeption.