Die Romanisierung Hollywoods. Zur antikisierenden Recodierung kulturindustrieller Populärformate im Kontext des jüngsten „American Empire“-Diskurses
Im Zuge der jüngeren, als „American Empire“-Diskurs bekannt gewordenen Großdebatte um Fragen US-amerikanischer Imperialität wurde eine Reihe von älteren kulturindustriellen Imperiumsnarrationen mythomotorisch anverwandelt, amerikanisiert und so gesellschaftspolitisch nutzbar gemacht. Dazu zählen neben typisch imperiumsreferentiellen Formaten wie Planet of the Apes, Star Trek und Star Wars auch vordergründig unimperiale Sujets wie Batman.
Es war, so meine erste These, der Modus der sogenannten „Prequels“, also der Neuerzählungen des Beginns jener eigentlich bereits etablierten und angeblich auserzählten Hollywood-Mythen, der es ermöglichte, von älteren, gewöhnlich anti-imperialen Narrationen Besitz zu ergreifen und sie nunmehr auf die heute erforderlichen, nämlich imperiumstauglichen Selbstreflexionsmuster hin umzuschreiben – sei es, um Zustimmungsfähigkeiten zu forcieren, Erklärungsmuster zu stiften oder Imperialismuskritik zu üben.
Für den Zusammenhang des hiesigen workshop entscheidend ist nun, dass im Zuge dieser Neuerzählungen diverse klassische Identifikationsangebote der US-amerikanischen Populärkultur zugleich romanisiert worden sind. Dies liegt, so meine zweite These, nicht etwa allein daran, dass das antike Rom gemeinhin im Ruf steht, Mutter aller Imperiumserzählungen zu sein. Vielmehr ermöglicht tatsächlich der kulturell seit über zwei Jahrhunderten spezifisch amerikanisierte Topos Rom, imperiale Herausforderungen der gegenwärtigen Vereinigten Staaten von Amerika im „fernen Spiegel“ (B. Tuchman) der „Römischen Revolution“ (R. Syme) zu reflektieren. Der Untergang der Römischen Republik im Zuge der schleichenden Imperialisierung des römischen Herrschaftsraumes wird dadurch besonders attraktiv und, bewusst oder nicht, eingängig für ein US-amerikanisches Massenpublikum. „Eines Tages“, so interpretiert George Lucas seine entsprechend nunmehr auf die antike römische Republikskrise hin umerzogene Prinzessin Leila, wachten wir auf und „sagten: ‚Das ist nicht mehr die Republik, das ist das Imperium. Die Bösen sind wir.’“
Sebastian Huhnholz studierte Sozialwissenschaften an Humboldt-Universität Berlin und promovierte an der LMU München über imperiale US-amerikanische Antikerezeptionen. Huhnholz ist wiss. Assistent am politikwissenschaftlichen Geschwister-Scholl-Institut der LMU und u.a. Mitglied des Berliner Sonderforschungsbereichs „Transformationen der Antike“. Zu seinen Forschungsfeldern zählt vollumfänglich die Politische Theorie und Ideengeschichte, insbesondere interessiert er sich für Raumtheorien und für die Ideengeschichte der Steuerdemokratie im Fiskalverfassungsstaat.